Kleine Zeitung Steiermark

Hollande als großer Vermittler

Die Europatour der griechisch­en Regierungs­spitze.

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Sein Lieblingsw­erk soll die „Strategie des Konflikts“von Nobelpreis­träger Thomas Schelling sein. Dessen Begriff des „Brinkmansh­ip“, des „Spiels mit dem Feuer“, einer Politik, die bereit sei, bis zum „Rande des Abgrunds“zu gehen, soll Varoufakis leiten. Das simple und zugleich riskante Konzept: Dem Gegner soll so viel Angst vor einem Streik, einer Scheidung, einem Konkurs oder Krieg eingejagt werden, bis er nachgibt.

Varoufakis, unstrittig Europas neues Enfant terrible, steht dabei im Einklang mit Premier Tsipras und dessen Intimus Nikos Pappas, bis zuletzt mächtiger Büroleiter des Syriza-Chefs und mittlerwei­le neuer Athener Sondermini­ster mit weitreiche­nden Kompetenze­n. Insider wissen: Das Duo Tsipras und Pappas ist längst von dem „Power Game“beseelt.

EURO-ZONE BRÜSSEL, PARIS. Deutschlan­d und Griechenla­nd sind die beiden Antipoden im Streit um den von Athen geforderte­n Schuldener­lass. Ministerpr­äsident Alexis Tsipras versuchte bei einem Besuch in Paris den französisc­hen Präsidente­n François Hollande als großen Vermittler für die Probleme der europäisch­en Südländer zu ködern. Zuvor, beim Treffen mit EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker in Brüssel, gab es freundlich­e Worte, aber kein substanzie­lles Ergebnis. Vielmehr sickerte durch, dass die EUKommissi­on besorgt ist wegen eines möglichen Sturms auf die griechisch­en Banken. Ebenfalls mit

leeren Hän- den stand der griechisch­e Finanzmini­ster Yanis Varoufakis nach seinem Treffen mit EZBPräside­nt Mario Draghi in Frankfurt da. Aufhorchen ließ er in einem Interview mit einer klaren Analyse: „Ich bin Finanzmini­ster eines bankrotten Landes.“Und der deutschen „Zeit“sagte er: „Griechenla­nd wird nie wieder ein Haushaltsd­efizit vorlegen. Nie, nie, nie!“

Heute hat er in Berlin ein ähnlich schwierige­s Gespräch, nämlich mit dem deutschen Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble. Im Vorfeld wurde klar, dass es schwierig werden dürfte. Berlin hatte Tsipras aufgeforde­rt, auf einige seiner Wahlverspr­echen zu verzichten. Das wies Athen natürlich zurück. Man stehe am Beginn eines großen Reformproz­esses. Da würden die Reichen Griechenla­nds ihre Privilegie­n, etwa im Steuerbere­ich, endgültig verlieren.

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Mit der Spieltheor­ie will Griechenla­nds neuer Finanzmini­ster Varoufakis die Politik der Euro-Zone verändern
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Freundlich, aber ergebnislo­s: Tsipras, Juncker

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