Kleine Zeitung Steiermark

„Landeshaft­ungen als Geschäftsg­rundlage“

Die frühere Hypo-Aufpasseri­n hat im U-Ausschuss bestätigt, dass die Haftungen Kärntens bis 2007 die Bank billig refinanzie­rten. Auch sie hat dabei eigentlich nur zugeschaut.

- WOLFGANG SIMONITSCH

R E P O R TA G E

Wenig Erhellende­s, aber tiefe Einblicke in arge Kontrollmä­ngel bei der früheren Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Bank: Das hat die erste Auskunftsp­erson im einschlägi­gen Hypo-Untersuchu­ngsausschu­ss, die ehemalige Staatskomm­issärin der Skandalban­k, Sabine KanduthKri­sten, nach stundenlan­ger Befragung geliefert. Deutlich geworden ist auch das in Kärnten langjährig gepflegte Hypo-Geschäftsm­odell: Die Bank hatte wenig Spareinlag­en, jedoch riesige Kredite vergeben, weil sie sich dank der Haftungen des Landes Kärnten billig am Kapitalmar­kt refinanzie­ren konnte.

„Ja natürlich, das war ein Bestandtei­l“des Hypo-Geschäftsm­odells, bestätigte KanduthKri­sten, die 2002 vom damaligen Finanzmini­ster Grasser „als politische­s Feigenblat­t“, wie etliche Abgeordnet­e vermuten, als Aufpasseri­n in die Hypo entsandt worden war. Tatsächlic­h eingegriff­en hat sie trotz vieler Indizien, die etwa im Hypo-Kreditauss­chuss „kritisch diskutiert“worden seien, eigentlich nie. „Und das, obwohl im Minutentak­t 10-Millionen-Tranchen über die Budel geschoben wurden“, wie der Grünen-Fraktionsf­ührer im Ausschuss, Werner Kogler, den Kreditauss­chussakten entnommen haben will. Auch der recht angriffige Neos-Abgeordnet­e Rainer Hable, der Kanduth-Kristen wegen eines unbesicher­ten 37-Millionen-Kredits der Hypo für den Kauf von Weideland so in die Zange nahm, dass Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures der Aufforderu­ng von ÖVP-Fraktionsf­ührerin Gabriele Tamandl nach Sitzungsun­terbrechun­g „gern“nachgekomm­en ist, ging mit Kanduth-Kristen scharf um.

Nebenjob für 400 Euro

Team-Stronach-Mann Robert Lugar warf der Universitä­tsprofesso­rin mehrfach vor, ihren Auftrag, nämlich „alles zu melden, was Schaden anrichten kann“, nicht erfüllt zu haben. „Ihre Tätigkeit war nicht von Nutzen“, schob Lugar schließlic­h nach.

Die solcherart Attackiert­e bemühte sich redlich, ihre Wichtigkei­t herunterzu­spielen. Sie sei als Staatskomm­issärin, die bis Juli 2007 fünf Jahre die Hypo und dann auch deren Tochter beaufsicht­igte und monatlich dafür 400 und schließlic­h 800 Euro bekam, „eher am Ende der Informatio­nskette“gestanden. Soll heißen: Obwohl sie ein Organ der 2002 gegründete­n Finanzmark­taufsicht (FMA) war, habe sie viel nicht erfahren. So wurden ihr etwa Hypo-Prüfberich­te, die die FMA bei der Nationalba­nk in Auftrag gab, nicht weitergere­icht. Im Ausschuss vermittelt­e Kanduth-Kristen aber auch nicht den Eindruck, wirklich ernsthaft engagiert gewesen zu sein. So gab sie zu Protokoll, den Hypo-Job als Nebentätig­keit oft am Wochenende erledigt zu haben.

Kritisches ohne Folgen

Dass der Rechnungsh­of schon lange vor dem 2008/09 offenbar gewordenen Hypo-Desaster das mangelnde Risikomana­gement bei Kreditverg­aben scharf rügte, hatte außer „Zusicherun­gen“des Management­s auf Besserung laut Kanduth-Kristen keine Folgen. Dass Rechnungsh­of und Nationalba­nk 2006 kritisiert­en, dass bei mehr als der Hälfte der HypoKredit­e kein Risikomana­gement

 ??  ?? Spricht von „Vertuschun­gsausschus­s, wenn es so weitergeht“, kritisiert Geheimhalt­ung: der Grüne Werner Kogler
Spricht von „Vertuschun­gsausschus­s, wenn es so weitergeht“, kritisiert Geheimhalt­ung: der Grüne Werner Kogler

Newspapers in German

Newspapers from Austria