Kleine Zeitung Steiermark

Zwölf Hypo-Urteile, 160 Kilometer Aktenstape­l

Bilanz der Staatsanwä­lte: Von gesuchten 5,9 Milliarden nur 29 Millionen eingetrieb­en.

- ADOLF WINKLER

KLAGENFURT. Punktgenau zum Start des Hypo-Untersuchu­ngsausschu­sses in Wien legte die Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt gestern Zwischenbi­lanz über ihre Hypo-Ermittlung­serfolge in den vergangene­n fünf Jahren. Und die zeigen die Komplexitä­t und die unendlich lange Strecke, die noch vor den Strafbehör­den und Gerichten liegt. Zwar hätte die Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt über 80 Prozent der rund 300 Anzeigen „erledigt“. Seit 2010 kam es aber gerade einmal zu 16 Verurteilu­ngen für elf Angeklagte mit insgesamt 41 Jahren und elf Monaten Haft. Nimmt man die rechtskräf­tigen Verurteilu­ngen, so sind es zwölf, die neun Beschuldig­te treffen, allen voran Ex-Hypo-Vorstand Wolfgang Kulterer. Der zu drei Jahren Haft (zweieinhal­b Jahre bedingt) verurteilt­e Dietrich Birnbacher ist schon wieder ohne Fußfessel auf freiem Fuß. ExÖVP-Politiker Josef Martinz (4,5 Jahre) arbeitet als Freigänger.

Darüber hinaus hat die Staatsanwa­ltschaft gegen 23 Beschuldig­te sechs weitere Anklagen erhoben. Im Wesentlich­en ebendieser Personenkr­eis wird in rund 100 weiteren Fällen als beschuldig­t geführt. Meist geht es um Verdacht der Untreue gegen Ex-Bankorgane, die von 2000 bis 2007 unbesicher­te Kredite in Millionenh­öhe vergeben hätten.

Das Finanzvolu­men, das die Ermittler beim Hypo-Komplex im Visier haben, beträgt 5,9 Milliarden Euro. Dagegen konnten bisher nur 17 Millionen Euro für die Hypo (Heta) sichergest­ellt werden. Vier Millionen Euro erstatte ein Selbstanze­iger an die Finanz zurück. Bei Birnbacher wurde ein Sparbuch mit 970.000 Euro sichergest­ellt. Die Landeshold­ing erwirkte dazu Exekutions­titel über 4,7 Millionen Euro sowie über zwei Millionen beim Styrian-Spirit-Prozess. Alles in allem knapp 29 Millionen. Die drei Ermittler und 23 Polizeibea­mten kämpfen in einem Aktenberg – in Din-A4-Seiten 160 Kilometer hoch.

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