Ölmulti Shell kauftbritische BG Group
64 Milliarden Euro lässt sich britisch-holländische Shell Übernahme kosten.
LONDON. Der Ölmulti Shell kauft den britischen Gaskonzern BG für 47 Milliarden Pfund (64,5 Milliarden Euro) und bläst damit zum Angriff auf den Marktführer ExxonMobil. Shell will durch die Fusion zum führenden Anbieter von Flüssiggas aufsteigen und verspricht sich bessere Geschäfte in Australien und Brasilien. Es ist die erste Großfusion in der Öl- und Gasbranche seit über zehn Jahren. Damals kam es zur Übernahme von Amoco und Arco durch BP, Exxon übernahm Mobil und Chevron schloss sich mit Texaco zusammen.
Energiekonzerne weltweit sind unter Druck, weil sich die Rohölpreise seit dem Sommer halbiert haben. Grund sind der Schiefergasboom in den USA sowie hohe Ölfördermengen, für die es in der schwächelnden Weltwirtschaft nicht genügend Abnehmer gibt. Die britisch-niederländische Shell begründete den BG-Kauf auch mit erwarteten Einsparungen von rund 3,4 Milliarden Euro pro Jahr.
Shell zahlt bar und in Aktien
Wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten, zahlt Shell in bar und in Aktien eine Prämie von rund 52 Prozent auf den durchschnittlichen BG-Aktienkurs der letzten drei Monate. Auch BG steht unter Druck: Schwindende Gasreserven in Ägypten und die niedrigen Ölpreise bereiten dem Unternehmen Probleme. Wegen des Ölpreisverfalls hatte BG 2014 seine Gasleitungen in Australien verkauft. Es betreibt zahlreiche milliardenschwere Projekte in Brasilien, Ostafrika, Australien, Kasachstan und Ägypten.
Der Zukauf soll die Öl- und Gasreserven von Shell um 25 Prozent steigern. BG wurde vor der Fusionsankündigung mit rund 42,5 Milliarden Euro bewertet, Shell bringt 186,5 Milliarden Euro auf die Waage. ExxonMobil wird derzeit mit 330 Milliarden Euro bewertet.