„Mein Ziel ist immer der Meistertitel“
Die Graz Giants starten am Samstag bei den Tirol Raiders in die neue Footballsaison. Ihr neuer Coach Blaine Bennett hat Großes vor.
Seit Jänner haben die Graz Giants mit Blaine Bennett einen neuen Cheftrainer. Trotz des fünften und letzten Platzes in der Vorsaison ließ Bennett bei seinem Amtsantritt damit aufhorchen, er wolle mit den Giants den Titel holen.
War das nicht ein bisschen sehr optimistisch, gleich von der Austrian Bowl zu sprechen, Herr Bennett? BLAINE BENNETT: Natürlich war es das. Aber egal wo ich Trainer war oder sein werde: Mein Ziel ist es immer, die Meisterschaft zu gewinnen. Auch wenn es heuer vielleicht zu früh kommt. Dann eben nächstes Jahr. Aber ich kann doch nicht sagen: Letztes Jahr waren wir Fünfter, heuer wollen wir Vierter werden.
Hat das auch mit der Mentalität zu tun, mit dem positiven Denken der Amerikaner? BENNETT: Sicher auch. Hier in unserem Büro hängt ein Poster mit einer chinesischen Weisheit: „Jede Schlacht wird gewonnen, bevor sie gekämpft wird.“Darum geht es!
Was macht Sie denn so sicher, dass die Giants heuer vorne mitspielen können? BENNETT: Wir haben im Vergleich zu vergangenen Jahren einen viel größeren Trainerstab. Jede Position wird jetzt von einem Coach betreut. Das bringt die Spieler weiter, weil jeder mehr Feedback und Input bekommt.
Warum kommt ein amerikanischer Coach, der Leute wie den ehemaligen NFL-Quarterback Kyle Orton ausgebildet hat, überhaupt nach Europa? BENNETT: Ich wollte immer schon nach Europa. Mein Vater, der einst die Vienna Vikings trainiert hat, hat von Österreich geschwärmt, viele Spieler und Trainer, die ich nach Österreich geschickt habe, haben das auch. Jetzt hat es sich eben ergeben.
Und wie ist der erste Eindruck? BENNETT: Sehr gut. Ich war total überrascht, wie gut sich die Spieler der Giants über den Winter vorbereitet haben. Der Enthusiasmus gefällt mir überhaupt. In Amerika gibt es im College für die Spieler nur Football. Hier müssen alle ein Opfer bringen, um spielen zu können, weil sie studieren oder arbeiten. Football ist hier ein Bonus.
Dafür wird die Liga nur mit fünf Vereinen gespielt . . . BENNETT: Ja, das ist natürlich wenig. Andererseits ist der österreichische Weg gut. Die Vereine sind alle ungefähr auf einem Level, es wird auf die Entwicklung heimischer Spieler Wert gelegt. In ein paar Jahren können da sicher Vereine wie die Carinthian Lions aufrücken und die Liga breiter aufstellen.
Stichwort Entwicklung: Sie sind bekannt für die Entwicklung von Quarterbacks. Was halten Sie von Christoph Gubisch? BENNETT: Er ist sehr enthusiastisch, man spürt, dass es eine Ehre für ihn ist, das Gesicht des Teams zu sein. Dazu ist er sehr athletisch. Das macht ihn unberechenbarer, weil er werfen und selbst laufen kann.
Was ist denn Ihre Philosophie von Football? BENNETT: Auf jeden Fall muss es Spaß machen. Wenn die Spieler keine Freude an der Sportart haben, muss man sich schon fragen, warum man es dann macht. Mein Stil ist sicher offensiv. Das versuche ich, mit den Spielern umzusetzen.
Warum schaffen es Europäer in den USA nie auf die Position des Quarterbacks oder Receivers? BENNETT: Weil hier die Kinder viel zu spät mit Football beginnen. Sie können einen Ball kicken und wechseln vielleicht mit 12, 13 zum Football. Da haben die Kinder in den USA schon neun Jahre Erfahrung mit Werfen und Fangen.