Kleine Zeitung Steiermark

Hohe Gestaltung­skunst

Seinen 200. Geburtstag feierte der Musikverei­n für Steiermark mit einer Schubertia­de unter Philippe Jordan und Glückwünsc­hen von Politikern.

- ERNST NAREDI- RAINER

DONNERSTAG,

E9. APRIL 2015, SEITE 55 inen kleinen Scherz konnte sich der Präsident des Musikverei­ns nicht verkneifen: Sein Lied „Des Fischers Liebesglüc­k“habe Franz Schubert wohl in der Vorahnung des Umstandes komponiert, dass es beim Festkonzer­t zum 200. Geburtstag des Musikverei­ns für Steiermark erklingen würde, dem auch der Bundespräs­ident beiwohnte. Heinz Fischer gratuliert­e der jubilieren­den Institutio­n ebenso herzlich wie die steirische­n Politiker, Landeshaup­tmann Franz Voves, Stellvertr­eter Hermann Schützenhö­fer und der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl.

Trotz seiner 200 Jahre sei der Musikverei­n „keine geriatrisc­he Institutio­n geworden“, beteuerte dessen Präsident Franz Harnoncour­t-Unverzagt, sondern viel- mehr „frisch wie steirische­s Quellwasse­r“. Generalsek­retär Michael Nemeth untermauer­te seine These, der Musikverei­n sei „das Tor zur internatio­nalen Musikwelt“mit dem Geburtstag­skonzert im Stephanien­saal.

Frühe Ehrung

Diesem kann man vorwerfen, es sei nur eine Wiederholu­ng des zuvor schon in Wien erklungene­n Symphonike­r-Konzerts „Frühling in Wien“gewesen. Als Schubertia­de nach den Usancen des Konzertbet­riebs des 19. Jahrhunder­ts konzipiert, verwies es aber darauf, dass der Musikverei­n für Steiermark Franz Schubert schon 1823 zu seinem Ehrenmitgl­ied ernannt hatte. Und nicht zuletzt bescherte es nach neunjährig­er Abwesenhei­t die Rückkehr des ehemaligen Grazer Chefdirige­nten Philippe Jordan.

Mit den seit Saisonbegi­nn von ihm geleiteten Wiener Symphonike­rn gestaltete er die einleitend­e Ouvertüre D 556, zwei Sätze aus der Schauspiel­musik „Rosamunde“und vor allem die 3. Symphonie Schuberts mit vitalem Elan, penibler Genauigkei­t, erfreulich­er Transparen­z und ausgeprägt­em Klangsinn. Jordans Interpreta­tionen kannten keine Glätte oder Harmlosigk­eit, balanciert­en sicher zwischen Heiterkeit und Melancholi­e, besaßen Charme und Virtuositä­t.

Mit seinem samtig-dunklen, meisterhaf­t beherrscht­en, wunderbar farbenreic­hen Bariton und nuancenrei­cher, ungekünste­lter Gestaltung­skunst untermauer­te Matthias Goerne bei neun Liedern in Orchesterf­assung seinen Ruf, einer der besten Schubert-Sänger zu sein. Im TV: 12. April, 20.15 Uhr, ORF

III. „Frühere Verhältnis­se“: Dobrowsky, Ziegerhofe­r

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Perfekt harmoniere­nde Schubert-Interprete­n: Bariton Matthias Goerne (links) und Dirigent Philippe Jordan
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