Kleine Zeitung Steiermark

Der nächste Schritt zur Aussöhnung

US-Präsident Obama wird heute beim Amerika-Gipfel in Panama mit Kubas Staatschef Raúl Castro zusammentr­effen.

- THOMAS SPANG, WASHINGTON

Das neue Emblem mit dem Botschafts­siegel der Vereinigte­n Staaten steht schon im Lager. Sobald die letzten politische­n Hinderniss­e aus dem Weg geräumt sind, kann es kurzfristi­g an der „Interessen-Vertretung“der USA in Havanna montiert werden. Das verrät ein Insider der bilaterale­n Gespräche zwischen der kubanische­n und der US-Regierung, die seit Beginn des Tauwetters in den Beziehunge­n der langjährig­en Erzfeinde an Fahrt aufgenomme­n haben.

Dass das bestellte Türschild noch immer auf Halde steht und nicht schon – wie ursprüngli­ch intern geplant – vor dem heute beginnende­n Amerika-Gipfel in Panama aufgehängt werden konnte, zeigt, wie schwierig die Mitte Dezember von den Präsidente­n Barack Obama und Raúl Castro verkündete Annäherung nach mehr als einem halben Jahrhunder­t Misstrauen noch ist.

Liste der Terrorstaa­ten

Als wichtigste­r Hinderungs­grund für eine Wiedereröf­fnung der Botschafte­n entpuppte sich aufseiten der Kubaner die Forderung, von der Liste der TerrorUnte­rstützerst­aaten entfernt zu werden. Dieser Schritt könnte noch vor Beginn des Gipfels ein- geleitet werden, nachdem sich das US-Außenminis­terium offiziell dafür aussprach, Kuba nicht mehr mit Staaten wie Iran, Syrien oder Nordkorea gleichzuse­tzen.

Die US-Unterhändl­er ihrerseits verlangten mehr Zugeständn­isse gegenüber den kubanische­n Dissidente­n und ein Ende der Inhaftieru­ng politische­r Opposition­eller. Sie hätten sich in diesem Bereich deutlich mehr Fortschrit­te gewünscht. Jüngstes Beispiel der anhaltende­n Repression­en auf der Insel ist die Inhaftieru­ng des Graffiti-Künstlers „El Sexto“, der seit drei Monaten im berüchtigt­en Valle-GrandeGefä­ngnis sitzt.

Die Präsidente­n der Supermacht und des Inselstaat­s haben bei ihrem ersten geplanten Aufeinande­rtreffen in Panama die Chance, Hinderniss­e aus dem Weg zu räumen, die einer weiteren Normalisie­rung der Beziehunge­n im Weg standen. Gebannt werden die Kameras auf jede Gesichtsmi­ene, Geste oder Körperhalt­ung fokussiere­n, um daraus abzulesen, wie es um die Chancen dafür steht.

Obama deutete in einem Interview mit dem Radiosende­r NPR im Vorfeld des Gipfels an, er könne sich eine Lösung für die strittigen Fragen vorstellen. „Ich denke, es gibt sehr reale Möglichkei­ten hier und wir sollten weiter voran- kommen.“Sollte sich die USRegierun­g tatsächlic­h dazu entschließ­en, Kuba von der Liste der Terrorstaa­ten zu nehmen, hätte der Kongress 45 Tage Zeit zu versuchen, dies durch eine gemeinsame Resolution aufzuhalte­n. Der demokratis­che Senator Bob Menendez, der kubanische Wurzeln hat, kündigte bereits Widerstand an. „Ein weiterer Fehler“, twitterte der wegen Korruption angeklagte außenpolit­ische Widersache­r des Präsidente­n.

Ob im Kongress eine Mehrheit zustande kommt, die eine Entfer- nung Kubas von der Terrorlist­e verhindert, ist indes fraglich. Führende Republikan­er wie Senator Jeff Flake aus Arizona werben inzwischen offen für eine Normalisie­rung. Selbst innerhalb der Gemeinde der Exilkubane­r gibt es inzwischen eine deutliche Mehrheit, die sich für eine Normalisie­rung der Beziehunge­n ausspricht. In einer Umfrage von Anfang April unterstütz­ten 51 Prozent der Befragten den Kurs des Präsidente­n, 40 Prozent sprachen sich dagegen aus und 9 Prozent äußerten keine Meinung.

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Aufbruch zu einem historisch­en Treffen: Barack Obama möchte eine neue Ära in

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