Raiffeisenboss als oberster Milizionär
Erwin Hameseder (58), Brigadier der Reserve, wurde „Milizbeauftragter“.
Er ist ein mächtiger Mann und kommandiert auch als Zivilist ein Reich, das seinesgleichen in Österreich sucht. Gezählte 740 Firmenbeteiligungen gehören zur Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, die der Niederösterreicher Erwin Hameseder seit Mai 2012 als Obmann befehligt. Diese Funktion hat er vom legendären Machtmenschen Christian Konrad geerbt, der sich 2012 zurückzog.
Zur Einflusssphäre Hameseders zählen milliardenschwere Beteiligungen wie die Raiffeisenlandesbank NiederösterreichWien, der Baukonzern Strabag oder die Nahrungsmittelkonzerne Agrana, Leipnik und NÖM, auch Medien wie der „Kurier“.
Diese Machtfülle mag dazu beigetragen haben, dass es über ihn – außer dass er als Bundesheer-Ausbilder ein Schleifer gewesen sei und auch sonst als hart, als gar nicht zimperlich gilt – len, er soll nur Akademiker als Jobsuchende akzeptieren, die ihr Studium fast in Mindestzeit absolviert haben. Dass er zudem oft verstörend militärisch statt zivil agiert, wird damit erklärt, dass Hameseder elf Jahre als Offizier Zeitsoldat gewesen ist.
Gestern bei seiner Kür zum Milizbeauftragten durch Verteidigungsminister Gerald Klug trat er in Uniform als Brigadier auf und versprach, vor allem eine Brücke zwischen Wirtschaft und dem (finanziell Not leidenden) Bundesheer schlagen zu wollen.
Anwesende Militärs haben bei dieser Ankündigung direkt glänzende Augen bekommen. Ansonsten wolle er in den nächsten fünf Jahren „die Stimme der Miliz“, aber auch Ombudsmann sein und dem Minister mit „ungeschminkten“Soldatenwünschen beratend, aber auch empfehlend in den Ohren liegen, sagte er.