Kleine Zeitung Steiermark

Wie geht es jetzt weiter?

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Nach der Bekanntgab­e des Finanzmini­sters, dass der Bund keine Zahlungen mehr für die Heta leisten wird, brennt in Kärnten der Hut. Die Landespoli­tiker haben die Tragweite dieser Entscheidu­ng noch nicht verstanden. O-Ton des Kärntner Landeshaup­tmannes: „Wir können aber als Land eigentlich nicht wirklich etwas tun, um die Situation zu lösen.“Diese Apathie ist dem Umstand geschuldet, dass die handelnden Akteure ein schlechtes Gewissen haben. Sie haben in der Vergangenh­eit den uneingesch­ränkten Landeshaft­ungen auch zugestimmt. Ohne die historisch­en Schuldgefü­hle müsste die Landespoli­tik folgenden Fahrplan einhalten: 1. Gründung einer Task-Force mit Fachexpert­en. Diese hat die Aufgabe, mit dem Bund und den Garantiegl­äubigern der Heta Sanierungs­gespräche zu führen. Die Mitverantw­ortlichkei­t des Finanzmini­steriums ist aktenkundi­g. Das gilt sowohl für die Notverstaa­tlichung als auch für die Zeit danach; nachzulese­n im Griss- und Rechnungsh­ofbericht. Daraus folgt ein Regressans­pruch des Landes gegenüber dem Bund. Sofern das Land von den Gläubigern vertraglic­h zur Haftung herangezog­en werden kann, ist diesen eine Sanierungs­quote im einstellig­en Bereich anzubieten. Der Abschluss eines außergeric­htlichen Vergleichs ist auch im Interesse der Gläubiger. Bei einem Insolvenzv­erfahren gebe es zu viele Unsicherhe­itsfaktore­n und würde die Abwicklung vermutlich sehr lange dauern.

2. Auflösung des Zukunftsfo­nds zur Schuldenre­duzierung. Das Land pfeift aus dem letzten Loch und leistet sich den Luxus einer finanziell­en Fata Morgana. Bei 3,2 Milliarden Euro Schulden wäre es wirtschaft­liches Harakiri, wenn man den Zukunftsfo­nds ausräumt und nicht für die Verringeru­ng der Schuldenla­st (Saldierung) verwendet. 3. Halbierung der Parteienfö­rderung und Verkleiner­ung des Landtages. Die verantwort­lichen Politiker müssen ihren Beitrag zum Hypo-Desaster leisten. Kärnten hat die höchste Parteienfö­rderung und 36 Landtagsmi­tglieder. Wenn man in Zeiten wie diesen bei der Politik nicht den Rotstift ansetzt, ist das eine Verhöhnung des Steuerzahl­ers. 4. Aus Gründen der Vorsicht ist ein eigenes Insolvenzg­esetz für Gebietskör­perschafte­n zu erlassen. Die Gläubiger dürfen keinen Zugriff auf Vermögensw­erte der Daseinsvor­sorge haben. In diesem Fall ist das öffentlich­e Interesse wichtiger als die Forderungs­ansprüche der Gläubiger. er nicht von der Vergangenh­eit lernt, wird von der Zukunft dafür bestraft.“Dieses Sprichwort trifft auf Kärnten zu. Geheimverh­andlungen zwischen dem Finanzmini­ster und dem Landeshaup­tmann, Zahlungen für die Pfandbrief­stelle, ohne dass der Inhalt des Kaufvertra­ges zwischen dem Eigentümer der Anadi-Bank und der Republik Österreich bekannt ist – die Fehlerkett­e geht nahtlos weiter. Johann Neuner ist Steuerbera­ter in Klagenfurt.

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