Kleine Zeitung Steiermark

Die letzten Kilometer in der „Hölle“

Sir Bradley Wiggins kehrt dem Straßenrad­sport am Sonntag den Rücken.

- BIRGIT KAINER

Ich habe es gehasst, Toursieger zu sein. Und ich habe es gehasst, der Toursieger in einer Periode gewesen zu sein, in der sich alles nur um das Thema Doping gedreht hat.“Es sind starke Worte von Bradley Wiggins, einem der erfolgreic­hsten Radprofis der Gegenwart, der sich aber nie in der Rolle des aalglatten Diplomaten gefiel. Der zu seinen Ecken und Kanten genauso steht wie zu den Schattense­iten, die der vierfache Olympiasie­ger mit den markanten Koteletten über Jahre durchleben musste.

Wiggins wurde 1980 als Sohn des australisc­hen Bahnrennfa­hrers Gary Wiggins in Gent in Belgien geboren. Seine Mutter Linda zog mit ihm 1982 nach London, in den Problembez­irk Kilburn, einem herunterge­kommenen Industriev­iertel, in dem Perspektiv­losigkeit die Tagesordnu­ng bestimmt. Ein Einzelgäng­er sei er gewesen, einer, der sich nicht wie Triumphen im Jahr 2012 – erster britischer Tour-de-France-Sieger und Olympiasie­ger in London – bereits zum „Sir“geadelt.

Am Sonntag nimmt der 34-Jährige Abschied vom Straßenrad­sport. Er wolle sich wieder ausschließ­lich auf die Bahnrennen konzentrie­ren, Olympia-Gold in Rio 2016 lautet das erklärte Ziel. Bereits das verletzung­sbedingte Aus bei der Tour 2013 sei wie eine Erlösung gewesen. „Ich war die Affen auf meinem Rücken endlich los“, skizziert er den immensen Druck, den die Popularitä­t mit sich brachte. Seine letzten Straßenkil­ometer spult „Sir Wiggo“beim Klassiker Paris–Roubaix herunter, der „Hölle des Nordens“. „Das Rennen ist ein Kindheitst­raum von mir“, sagt der Sky-Profi. Vielleicht ist der finale Ritt durch die „Hölle“aber auch ein symbolhaft­er Schlussstr­ich unter sein durchwachs­enes Leben.

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Ex-Toursieger Bradley Wiggins beendet seine Straßenkar­riere

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