Kleine Zeitung Steiermark

Europaspit­ze LEBENSRAUM ERDE

Graue Betondecke statt grüner Wiese: Nirgendwo in Europa wird mehr Boden versiegelt als in Österreich. Bauernvert­reter warnen vor Vergeudung fruchtbare­n Ackerlands.

- KLAUS HÖFLER

Die Fläche von 30 Fußballplä­tzen wird in Österreich verbaut. Täglich! Macht hochgerech­net aufs ganze Jahr eine Fläche von 10.900 Fußballfel­dern, die statt landwirtsc­haftlich genutzt zubetonier­t, asphaltier­t oder andersarti­g versiegelt wird.

Ein regelmäßig­es Warnen vor Folgeschäd­en und Mahnen zur Mäßigung ist zum ständigen Begleiter dieser Entwicklun­g geworden. „Österreich ist Europameis­ter bei der Verbauung fruchtbare­r Böden, allein in der Steiermark sind es 5,8 Hektar pro Tag“, rechnet der Präsident der steirische­n Landwirtsc­haftskamme­r, Franz Titschenba­cher, vor: „Geht die Vergeudung gleich rasant weiter, verliert die Steiermark in den kommenden zwanzig Jahren ein Areal im Ausmaß der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche des Bezirks HartbergFü­rstenfeld.“

Verstärkte Erosion

Titschenba­cher fordert daher eine sorgsame Raumplanun­g, um einen ausgewogen­en Mix aus ländlichem und städtische­m Raum zu erreichen. Er drängt auf eine Wiederverw­ertung brach liegender Industrie- und Gewerbeflä­chen sowie auf die Revitalisi­erung verödeter Ortskerne.

Aber auch die eigene Klientel steht laut Kammerspit­ze vor Herausford­erungen. Durch Starkregen­ereignisse und ausgeprägt­e Trockenper­ioden drohen bei nicht sachgerech­ter Bodenbearb­eitung verstärkt Erosionssc­häden, warnt Kammerdire­ktor Werner Brugner. Zur Prävention laufen Initiative­n zur Gründüngun­g (Pflanzen bleiben über den Winter am Feld und werden im Frühjahr in den Boden eingearbei­tet). Auch der Wechsel von der Pflugbewir­tschaftung zu sogenannte­n Grubbern (Geräte, die die Oberfläche nur auflockern und „krümeln“) wird propagiert. Damit bleibt das organische Material an der Oberfläche und der Boden resistente­r gegen Abtragunge­n durch Wind und Wasser.

Südsteiris­che Weinbauern wollen mit der Kampagne „Terroir erleben“das öffentlich­e Bewusstsei­n für den „Wertstoff Boden“sensibilis­ieren. Mittels QRCode, GPS-Daten und Smartphone kann man sich bei Rundgängen durch die Weinberge über die Beschaffen­heit des Bodens informiere­n.

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