Europaspitze LEBENSRAUM ERDE
Graue Betondecke statt grüner Wiese: Nirgendwo in Europa wird mehr Boden versiegelt als in Österreich. Bauernvertreter warnen vor Vergeudung fruchtbaren Ackerlands.
Die Fläche von 30 Fußballplätzen wird in Österreich verbaut. Täglich! Macht hochgerechnet aufs ganze Jahr eine Fläche von 10.900 Fußballfeldern, die statt landwirtschaftlich genutzt zubetoniert, asphaltiert oder andersartig versiegelt wird.
Ein regelmäßiges Warnen vor Folgeschäden und Mahnen zur Mäßigung ist zum ständigen Begleiter dieser Entwicklung geworden. „Österreich ist Europameister bei der Verbauung fruchtbarer Böden, allein in der Steiermark sind es 5,8 Hektar pro Tag“, rechnet der Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer, Franz Titschenbacher, vor: „Geht die Vergeudung gleich rasant weiter, verliert die Steiermark in den kommenden zwanzig Jahren ein Areal im Ausmaß der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Bezirks HartbergFürstenfeld.“
Verstärkte Erosion
Titschenbacher fordert daher eine sorgsame Raumplanung, um einen ausgewogenen Mix aus ländlichem und städtischem Raum zu erreichen. Er drängt auf eine Wiederverwertung brach liegender Industrie- und Gewerbeflächen sowie auf die Revitalisierung verödeter Ortskerne.
Aber auch die eigene Klientel steht laut Kammerspitze vor Herausforderungen. Durch Starkregenereignisse und ausgeprägte Trockenperioden drohen bei nicht sachgerechter Bodenbearbeitung verstärkt Erosionsschäden, warnt Kammerdirektor Werner Brugner. Zur Prävention laufen Initiativen zur Gründüngung (Pflanzen bleiben über den Winter am Feld und werden im Frühjahr in den Boden eingearbeitet). Auch der Wechsel von der Pflugbewirtschaftung zu sogenannten Grubbern (Geräte, die die Oberfläche nur auflockern und „krümeln“) wird propagiert. Damit bleibt das organische Material an der Oberfläche und der Boden resistenter gegen Abtragungen durch Wind und Wasser.
Südsteirische Weinbauern wollen mit der Kampagne „Terroir erleben“das öffentliche Bewusstsein für den „Wertstoff Boden“sensibilisieren. Mittels QRCode, GPS-Daten und Smartphone kann man sich bei Rundgängen durch die Weinberge über die Beschaffenheit des Bodens informieren.