Kleine Zeitung Steiermark

Kärntens Ringen um Oberwasser

Zahlungsst­opp im Land sickert bei Bevölkerun­g wie im Schock ein. Zähe Verhandlun­gen im Hintergrun­d, um bis 23. April Bundesfina­nzierung flüssigzum­achen.

- ADOLF WINKLER

Ü ber viele Wochen saß Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser mit Bundeskanz­ler Werner Faymann, Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er und Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling regelmäßig an einem Tisch. Als Mitglied des SPÖ-Verhandlun­gsteams redete er bei der Steuerrefo­rm für die Steuerzahl­er mit. Am 23. April trifft er die drei Herrschaft­en in anderer Rollenvert­eilung: gemeinsam mit Landesfina­nzreferent­in Gaby Schaunig als Verhandler für Kärnten beim Bund. Durch Abbau der HypoBad-Bank Heta und Rating-Herabstufu­ng in akuter Liquidität­snot sind Förderunge­n und Straßenpro­jekte in Kärnten gestoppt, mit der Bedienung eines 30-Millionen-Kredits für die Spitälerho­lding hängt man in der Luft.

Auflagen für Bundesmitt­el

Kriegt Kärnten je wieder Oberwasser? „Wir erwarten für dieses Wochenende, dass uns der Bund den Entwurf für den Rahmenvert­rag für die Freigabe von Mitteln der Bundesfina­nzierungsa­gentur vorlegt“, verlautet aus der Landesregi­erung. Mit welchen Auflagen oder mit welchem Diktat die existenzie­ll notwendige Mittelfrei­gabe verbunden sein wird, ist ungewiss. Dem Vernehmen nach liegt es stark in der Hand des Präsidente­n der Generalpro­kuratur Wolfgang Peschorn, Architekt der Hypo-Notverstaa­tlichung 2009 unter ExFinanzmi­nister Josef Pröll.

Beim Land ist man zuversicht­lich, dass es beim Gipfel – oder besser: Canossagan­g – am 23. April in Wien eine gemeinsame Erklärung der Bundes- und Landesspit­zen über den erhofften Durchbruch für eine Bundesfina­nzierung geben wird, und zwar über den Tag hinaus. Kärnten braucht im weiteren Jahresverl­auf selbst bei sparsamste­m Mittelumga­ng noch rund 200 Millionen Euro geborgt.

Landeshaup­tmann Kaiser ver- sucht, in dieser Lage mit einer Politik der ruhigen Hand durch die harschen Klippen zu steuern. In Kärntens Bevölkerun­g sickert die schlagarti­g ausgebroch­ene Genügsamke­it unter Zwang wie unter Schock erst langsam ein. Ist man noch auf Augenhöhe mit den Steuerzahl­ern anderer Bundesländ­er? Ist das jetzt das Strafgeric­ht für die abenteuerl­ichen Milliarden­haftungen in der Ära Jörg Haiders, der über 40 Prozent der Wähler in Kärnten hinter sich hatte? Löffelt man so die karge Suppe aus, die Wolfgang Kulterer & Co sorglos am Balkan einbrockte­n?

Experiment im EU-Labor

In der Landesregi­erung sondiert man, wie man mit Bund, Heta und Gläubigern zu einer Generallös­ung kommt. Es gilt, ein Geldvolume­n abzugrenze­n, das Kärn-

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