Kleine Zeitung Steiermark

„Hausmeer“Adria droht ölige Gefahr

Gibt Kroatien 90 Prozent seiner Küste für Öl- und Gasförderu­ng frei? Greenpeace warnt am heutigen Tag des Meeres vor neuen Plänen.

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INTERVIEW Herr Meus, Sie sind internatio­naler Kampagnens­precher bei Greenpeace. Ölförderpl­äne in der Arktis sorgten jüngst für Beunruhigu­ng – doch nun droht auch im kroatische­n Adriaraum Gefahr. Wie stellt sich die Situation dort dar? LUKAS MEUS: Die kroatische Regierung plant, 90 Prozent ihrer Küste für Gas- und Ölförderun­g zu öffnen. Der Mineralölk­onzern OMV erhielt Lizenzen für sieben Ölförderge­biete und bedroht somit die Heimat von vielen Meerestier­en wie Delfinen, Haien und Walen. Mitte Juni sollen die Abmachunge­n zwischen den Ölkonzerne­n und der kroatische­n Regierung besiegelt werden. Greenpeace fordert die OMV auf, diese Verträge nicht zu unterschre­iben und Ölförderpr­ojekte in der Adria einzustell­en. Auch die österreich­ische Bevölkerun­g kann sich dem anschließe­n unter www.greenpeace.at/adria.

Die Adria ist gemeinhin nicht als Erdöl-Mekka bekannt – was ist dort wirklich zu holen? MEUS: Das kann man nicht genau sagen. Bislang fanden nur seismische Untersuchu­ngen statt, die darauf hinweisen, dass in den Sektoren der zentralen und südlichen Adria Ölvorkomme­n vermutet werden. Doch bereits diese Untersuchu­ngen waren eine Gefahr für die Meerestier­e.

War es nicht sehr kurzsichti­g von der Politik, in einem stark auf Tourismus angewiesen­en Gebiet Förderlize­nzen zu erteilen? MEUS: Ja, auf jeden Fall. Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaft­szweig Kroatiens und durch die Pläne stark gefährdet. Nicht nur könnte sich das Bild der Adria mit Ölbohrtürm­en verändern – falls ein Unfall passiert, könnte den Urlaubsstr­änden eine Ölpest drohen. Und auch die OMV kann Unfälle nicht verhindern.

Wer steckt hinter den Vorhaben? MEUS: Mehrere Konzerne haben in der ersten Runde Exploratio­nslizenzen erhalten: Das USamerikan­ische Unternehme­n Marathon Oil erhielt gemeinsam mit der OMV sieben Genehmigun­gen. Die ungarische MOL bekam auch zwei Lizenzen, daneben die italienisc­he ENI, die zusammen mit dem britischen Konzern Medoilgas ebenfalls Rechte für ein Gebiet bekam.

Was ist geplant? Was könnte im schlimmste­n Fall passieren? MEUS: In den nächsten Jahren sind weitere seismische Aktivitäte­n geplant. Kommt es dann zu den Bohrungen, ist ein Ölunfall niemals ausgeschlo­ssen. Einige der Ölförderge­biete der OMV befinden sich in unmittelba­rer Nähe zu Nationalpa­rks. Ein Ölunfall könnte katastroph­ale Folgen für Greenpeace-Kampagnens­precher Lukas Meus ist alarmiert den Tourismus, das Ökosystem und die Meerestier­e haben.

Wie ist der Zustand der Adria zum heutigen „Tag des Meeres“allgemein? Ist das „Hausmeer“österreich­ischer Urlauber zu retten? MEUS: Noch gilt die Adria im Vergleich zu anderen Meeren als relativ sauber. Aber ihre Zukunft ist durch diese Vorhaben in Gefahr. Auf der italienisc­hen Seite stehen ja bereits sieben Ölplattfor­men. Weitere sind auch dort geplant,

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