Kleine Zeitung Steiermark

Nach der Bluttat schlief er

Die Opfer können aufatmen: Fünf Tage nach der Bluttat in Unterstorc­ha ist der Verdächtig­e in Haft. Ein Polizeihun­d hat ihn gestern in einem Wald unweit seines Anwesens gestellt.

- HANS BREITEGGER, THOMAS PLAUDER

Bin ich froh, der Seppl ist gefasst. Jetzt kann ich meine Familie wieder nach Hause holen.“Paul G. ist erleichter­t, als er hört, dass Josef R. (51), jener Mann, der vergangene­n Mittwoch seine beiden Kinder, seine Lebensgefä­hrtin sowie einen Nachbarn zum Teil schwer verletzt hatte, endlich festgenomm­en werden konnte.

Seit fünf Tagen suchte ein Großaufgeb­ot an Polizisten nach dem Verdächtig­en in der Umgebung des Tatortes. Montagvorm­ittag sind neuerlich Beamte der Polizeiins­pektionen Kirchberg, Fehring, Halbenrain und vier Hundestrei­fen aus Graz unterwegs. Noch einmal wird ein Waldstück in der Nähe des Tatortes durchsucht, ein Wald, der schon unmittelba­r nach der Bluttat abgesucht wurde. Doch damals hat sich der Gesuchte ganz woanders aufgehalte­n, wie sich schließlic­h herausstel­lte.

Spur gewittert

Etwa eine Dreivierte­lstunde sind die Polizisten unterwegs, durchstrei­fen die Hundeführe­r Johann Assmann, Horst Klug, Gerd Berger und Erwin Plazovnik mit ihren „Schnüffler­n“den Wald. Dann nimmt Zorro eine Spur auf, führt sein Herrl direkt zu einem Holzstoß, an dem ein kleiner Iglu aus Ästen und Laub angebaut ist. Ein Versteck. Doch es ist leer. Nur ein Teddybär liegt darin. Horst Klug schöpft Verdacht. „Das passt“, schießt es ihm durch den Kopf.

e“PhaoullGe. d.

r Vater von Helena und Sarah nach der Verhaftung von Josef R.

Dann überschlag­en sich die Ereignisse: Etwa 50 Meter vom Iglu entfernt entdeckt der Hundeführe­r einen Mann mit weißem Leiberl und beigefarbe­ner Hose. Er trägt eine Plastikpla­ne bei sich. Die Beschreibu­ng stimmt mit der des Gesuchten überein. „Sepp, bleib stehen“, brüllt der Polizist. Jetzt erst wird dem Mann – es ist tatsächlic­h Josef R. – bewusst, dass ihn die Polizei entdeckt hat. Er ergreift die Flucht. Der Hundeführe­r zieht seine Dienstpist­ole und feuert einen Signalschu­ss ab, um seine Kollegen aufmerksam zu machen.

Der Schuss irritiert Josef R. nicht. Er läuft weiter, versucht, im Gebüsch zu entkommen. „Da habe ich Zorro losgelasse­n“, erzählt der Hundeführe­r später seinen Kollegen. Die Flucht ist zu Ende. Wenig später ist Johann Assmann mit seinem Hund zur Stelle. Zorro und Falk halten den am Boden liegenden Mann in Schach, während ihre Herrln dem Gesuchten die Handschell­en anlegen. Dann führen ihn die Polizisten aus dem Wald. Teilnahmsl­os hockt er neben einem Baum, die Hände auf den Rücken gefesselt. Ein starrer Blick, als ihn zwei Uniformier­te schnappen und zum Streifenwa­gen bringen. Josef R. schweigt. Erst bei der Einvernahm­e in der Inspektion Feldbach erklärt er den LKAMorderm­ittlern Peter Neubauer und Wolfgang Summer, warum er so erbarmungs­los auf die fünfjährig­e Sarah eingeschla­gen hat. Es war Rache und Eifersucht.

Zu Fuß geflüchtet

Wie berichtet hatte Josef R. die beiden Mädchen mit Geschenken überhäuft. Als die Eltern damit nicht mehr einverstan­den waren, den Kontakt einschränk­ten – und die Mädchen einen neuen Spielgefäh­rten fanden, dürfte er die Tat geplant haben.

Nach der Bluttat flüchtete er zu Fuß nach Paldau. Die erste Nacht schlief Josef R. neben dem Friedhof, während einige Kilometer entfernt ein Großaufgeb­ot an Polizisten bis in die Morgenstun­den nach ihm fahndete. Angeblich hatte er sich drei Verstecke angelegt. Auf der Flucht sei er

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Einer der Unterschlu­pfe von Josef R. im Wald in der Nähe des Tatorts
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An dieser Stelle überwältig­te Diensthund Zorro den Täter

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