Die Einsamkeit ist ein Teufelskreis
Ein Meisterkrimi von Christian Petzold.
Polizeiruf: ARD, 20.15 Uhr Jedes Detail dieses wunderbaren Sonntagskrimis stammt aus einer Zeit, als die Welt scheinbar noch in Ordnung war, die Wirtschaft übrigens auch: eine Modelleisenbahn, Jukeboxes, italienische Restaurants, Anmachsprüche, der Chef, der sich heldenhaft um seine Belegschaft kümmert, der Aufstieg in den Mittelstand als Erfolgsgarant. Die 1970er lassen grüßen.
Mittendrin: Einsame, vom Leben gebeutelte Seelen sind in Aufruhr. Worum geht’s im neuen Polizeiruf ? Eine Fabrikantin wird tot neben ihrem toten Schoßhündchen auf einer Waldlichtung verscharrt. Unter ihren Mitarbeitern war sie angefeindet – von ihrem Ex-Mann (Justus von Dohnányi) auch. Der gerät schnell ins Visier von Kommissar Hans von Meuffels (Matthias Brandt) und seiner neuen Kollegin Constanze Hermann (Barbara Auer) – aber alle Verdächtigen haben ein Alibi, alle Hinweise führen ins Leere. Die Kommissare drehen sich im Kreis. Das verleiht dem Fall eine temporeduzierte, fast schon provozierende Atmosphäre.
In seinem ersten Krimi seziert der Autorenfilmstar Christian Petzold (u. a. „Yella“, „Barbara“, „Phoenix“) die bayerische Bourgeois nach eigenem Drehbuch: bissig, nostalgisch, klug. Es sei, erzählt Petzold in Interviews, eine Entscheidung speziell für Meuffels gewesen, eine „fantastische Gestalt, die wie aus der Erinnerung kommt, aus den 70ern, aus der zersiedelten alten Bundesrepublik“. Er darf elendslange Interviews führen und mit seiner neuen Kollegin in aller Ruhe anbandeln. Die gute Nachricht: Fortsetzung folgt.