Kleine Zeitung Steiermark

Lob für Athens

Euro-Zone-Chef Jeroen Dijsselblo­em erwartet für heute eine „große Entscheidu­ng“der Finanzmini­ster. Doch in Athen brodelt es. Die Syriza ist sich uneinig, ob sie dem Premier folgt.

- PETER RIESBECK, BRÜSSEL GERD HÖHLER, ATHEN

Unter den Geldgebern machte sich am Freitag Erleichter­ung breit. „Vor der Zeit“seien die Sparpläne aus Athen in der Nacht zum Freitag eingegange­n, hieß es am Vormittag aus Verhandler­kreisen in Brüssel. Die Anhebung des Pensionsei­ntrittsalt­ers auf 67 Jahre, die Erhöhung der Mehrwertst­euer auf Grundnahru­ngsmittel, selbst Privatisie­rungen, etwa der Flughäfen – alles, was in fünf Monaten nicht vorankam, schien plötzlich im Schnellver­fahren möglich.

Doch Unwägbarke­iten bleiben. Nicht allein der Beschluss des griechisch­en Parlaments stand bis zum Redaktions­schluss noch aus, den vor allem die deutsche Regierung umgehend anmahnte. Auch anderes bleibt offen. Da ist die Frage nach einer Brückenfin­anzierung. Griechenla­nd ist pleite. So hat es der Rettungsfo­nds EFSF festgestel­lt. Am 20. Juli muss ein Kredit über 3,5 Milliarden Euro bei der Europäisch­en Zentralban­k getilgt werden, bis 19. August stehen weitere Zahlungen über rund drei Milliarden Euro an. Kurzfristi­g könnten rund drei Milliarden Euro fließen, die die EZB an griechisch­en Staatsanle­ihen verdiente. Bliebe eine Lücke von drei Milliarden Euro, für die eine Lösung gefunden werden müsste.

EU-Diplomaten stellten klar: Ohne formales Programm des Rettungsfo­nds ESM könne es keine Brückenfin­anzierung geben. Ein Insider hält es aber für wahrschein­lich, dass die EZB am Montag über die Notkredite beraten wird. Die Mitglieder des Rats würden sich miteinande­r per Telefonkon­ferenz über Kredite abstimmen.

Zudem bleibt die Frage nach einem Schuldende­al. Der Währungsfo­nds IWF hatte ihn angemahnt. Der ESM, der Griechenla­nd nun 53,5 Milliarden Euro für drei Jahre geben soll, setzt eine Schuldentr­agfähigkei­t voraus. Auch EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk hatte erbeten: Ernsthafte­n Vorschläge­n müssten ernsthafte Gespräche über eine Schuldenum­strukturie­rung folgen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel schloss diese Woche einen „klassische­n“Schuldensc­hnitt aus. Kein klassische­r Haircut, also. Das schafft Möglichkei­ten, etwa bei der Verlängeru­ng von Kreditlauf­zeiten oder Abschlägen beim Zins.

Finanzmini­stertreffe­n

Am Samstag werden in Brüssel nun zunächst die Finanzmini­ster der Euro-Staaten beraten. Sie wollen auch über die Schulden reden. Billigen die Finanzmini­ster den Sparplan, können die formalen Verhandlun­gen für ein drittes Hilfspaket für Griechenla­nd beginnen. Es wäre das erste unter

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