Gelungene Nummernrevue
Liebenswert leichtfüßig und optisch opulent zeigen die Seefestspiele Mörbisch die Operette „Eine Nacht in Venedig“von Johann Strauß.
SEEFESTSPIELE MÖRBISCH
Muss inhaltliche Belanglosigkeit ein Nachteil sein? Ist doch „Eine Nacht in Venedig“eine Johann-Strauß-Operette, die erst nachträglich aus seinen Melodien zusammengestellt worden ist. So herrscht in der Neuproduktion am Neusiedler See Frohsinn ohne viel Tiefgang vor. Aber viel, ja sehr viel Freude an all dem, was sich da einen langen Abend auf der von der Regie stets bestens ausgenützten, von Walter Vogelweider malerisch ausgestalteten Riesenbühne tut. Ein Gag jagt den nächsten. Gleich zu Beginn rauscht ein Riesenvogel daher und bewirkt den ersten Tumult.
So ungezwungen wie die Intendantin (und Protagonistin) Dagmar Schellenberger AltImpresario Harald Serafin die Ehrenmitgliedschaft der Fest-
von Johann Strauß Sohn. Aufführungen bei den Mörbischer Seefestspielen: bis 22. August, jeweils von Donnerstag bis Sonntag, außerdem am 20. Juli. Karten: Tel. (02682) 66 2 10. Bewertung: Im TV: 9. 8., 20.15 Uhr, ORF III. spiele überreichte, so ging’s in der textlichen Neubearbeitung von Regisseur Karl Absenger mit dem mitwirkenden Schauspieler Joesi Prokopetz weiter – mit Kreuzfahrtglamour, Verwechslungsver(w)irrungen und all den sonstigen im wahren Dutzendpack bedienten Klischees.
Die (Strauß-)Musik aus allen Richtungen klang unter dem Wiener Volksoper-Dirigenten Andreas Schüller mit seinem „Mörbischer Festival-Orchester“ einfach prächtig. Herbert Lippert, unter anderem der „Lohengrin“in Graz, zeigte sich von seiner besten Tenorseite und verströmte als Kapitän, wie hier der Herzog von Urbino genannt wird, lustvolle Hochtöne.
Als weitere Hauptdarstellerin stand ihm Dagmar Schellenberger als Barbara kaum nach, mit warmer Höhe gefiel Elena Puszta (Annina). Mirko Roschkowski (Caramello) und Otto Jaus (Piselli), Letzterer in ständiger Bewegung, überzeugten jeweils mit tenoraler Leichtigkeit.
Zahlen- wie qualitätsmäßig trug das nach Mirko Mahrs Choreografie tanzende Ballett der Seefestspiele genauso zur Multiparade bei wie die drei venezianischen, stets in Reimen sprechenden, urkomischen Senatoren Heinz Zednik, Joesi Prokopetz und der in Graz nicht unbekannte Ernst-Dieter Suttheimer.