Kleine Zeitung Steiermark

Vonaufgest­ellten Spießen und kleine Burgen

Spaß mit Vagantenli­edern und Eulenspieg­eleien.

- MICHAEL TSCHIDA

GRAZ. „Er rante mir in daz purgelin cuspide erecta“. Ja, so wild kann es zugehen auf dem Schlachtfe­ld Liebe, so wurde mit aufgestell­tem Spieß eine kleine Burg erobert im frühen Mittelalte­r. Zumindest, wenn es nach den „Carmina burana“geht, jener Sammlung von Texten und Liedern, die 1803 in der Bibliothek des bayrischen Klosters Benediktbe­uern gefunden worden war und die Carl Orff 1937 zu seiner farbenreic­hen szenischen Kantate inspiriert­e.

Die lebhaften Vagantenli­eder waren der Rahmen für den „Ulenspiege­l“, der kaum idealer zur heurigen styriarte-Devise „ . . . und lachte“passen könnte. In der Seifenfabr­ik durfte man nämlich dem wohl komischste­n Vogel der Literaturg­eschichte folgen, der fast alles konnte außer fliegen: Lahme rennend machen zum Beispiel, ein Osterspiel in eine Schlägerei verwandeln oder den Pfarrer dazu bringen, mitten in die Kirche zu sch . . .

Julius Feldmeier, der mit Anna Badora ans Volkstheat­er Wien zieht, las die köstlichen Anekdoten über die Narreteien des Eulenspieg­el etwas schal. Süß bis gepfeffert hingegen servierten die Ensembles „Oni Wytars“vom virtuosen Fidelspiel­er Marco Ambrosini und „Unicorn“vom Blockflöte­nzauberer Michael Posch die Üppigkeite­n der „Carmina“– von der beschwören­den Marienvere­hrung über jung erblühende Liebe bis zum ebenfalls anbetungsw­ürdigen Herrn Bacchus. Da durften die wendigen Sänger Markus Forster (Counter) und Hermann Oswald (Tenor) schon auch ordentlich lallen, so nach dem Motto: Wenn dir nach Weinen zumute ist, geh in die Schenke! Virtuos: Marco Ambrosini

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