Vonaufgestellten Spießen und kleine Burgen
Spaß mit Vagantenliedern und Eulenspiegeleien.
GRAZ. „Er rante mir in daz purgelin cuspide erecta“. Ja, so wild kann es zugehen auf dem Schlachtfeld Liebe, so wurde mit aufgestelltem Spieß eine kleine Burg erobert im frühen Mittelalter. Zumindest, wenn es nach den „Carmina burana“geht, jener Sammlung von Texten und Liedern, die 1803 in der Bibliothek des bayrischen Klosters Benediktbeuern gefunden worden war und die Carl Orff 1937 zu seiner farbenreichen szenischen Kantate inspirierte.
Die lebhaften Vagantenlieder waren der Rahmen für den „Ulenspiegel“, der kaum idealer zur heurigen styriarte-Devise „ . . . und lachte“passen könnte. In der Seifenfabrik durfte man nämlich dem wohl komischsten Vogel der Literaturgeschichte folgen, der fast alles konnte außer fliegen: Lahme rennend machen zum Beispiel, ein Osterspiel in eine Schlägerei verwandeln oder den Pfarrer dazu bringen, mitten in die Kirche zu sch . . .
Julius Feldmeier, der mit Anna Badora ans Volkstheater Wien zieht, las die köstlichen Anekdoten über die Narreteien des Eulenspiegel etwas schal. Süß bis gepfeffert hingegen servierten die Ensembles „Oni Wytars“vom virtuosen Fidelspieler Marco Ambrosini und „Unicorn“vom Blockflötenzauberer Michael Posch die Üppigkeiten der „Carmina“– von der beschwörenden Marienverehrung über jung erblühende Liebe bis zum ebenfalls anbetungswürdigen Herrn Bacchus. Da durften die wendigen Sänger Markus Forster (Counter) und Hermann Oswald (Tenor) schon auch ordentlich lallen, so nach dem Motto: Wenn dir nach Weinen zumute ist, geh in die Schenke! Virtuos: Marco Ambrosini