Kleine Zeitung Steiermark

Die Finanzwelt bleibt noch eine Baustelle

Beim Alpbach-Finale ist klar: Turbulenze­n von Euro-Zone bis China werden noch länger dauern.

- ADOLF WINKLER

ALPBACH. Die Großbauste­lle vor dem Kongressze­ntrum ist symbolisch­es Entree für die Bankleute beim Tagungsfin­ale in Alpbach: „Die Krise der Finanzmärk­te wird uns noch lange beschäftig­en“, sieht Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling „die Euro-Währung noch lange nicht dort, wo man will, dass sie hingehört“. 20 EuroGruppe­n-Sitzungen der Finanzmini­ster in zwölf Monaten sprächen Bände. Bei Griechenla­nd habe man „viel mehr nach den Schuldigen gesucht als nach den Ursachen“. Seit 2008 sei man mit einer Finanztran­saktionsst­euer nicht vorangekom­men. Zur Bankenunio­n steuere man jetzt auch eine Kapitalmar­ktunion an, doch von der Einhaltung der Spielregel­n sein man weit entfernt. Zwar sei der Euro „eine Erfolgsges­chichte“, doch mit der Staatsschu­ldenkrise müsse man auch über Europas Gesellscha­ftsmodell nachdenken. „Europa hat sieben Prozent der Weltbevölk­erung, 25 Prozent der Wirtschaft­sleistung, aber 50 Prozent aller Sozialausg­aben der Welt.“

Von China wird es schon als Krise wahrgenomm­en, wenn dort, wie eben, das jährliche Wirtschaft­swachstum von zehn auf sie- ben Prozent sinkt. „Der Aktienmark­t ist wie ein Casino“, sagt Sitao Xu von Deloitte China über die jüngsten Börsenturb­ulenzen in Schanghai. „Als Ursachen der Kursturbul­enzen nennt Xu den plötzliche­n Internetzu­gang zu den Aktienmärk­ten sowie die Rücknahme von Regulatori­en in China. Vor Jahrzehnte­n habe es „keinen Unterschie­d zu Nordkorea“gegeben, die heutige Führung wisse, „dass Planwirtsc­haft absurd ist“.

Gleichwohl planen

die

Chine- sen ihren globalen Aufstieg weiter systematis­ch. „Im Jahr 2019 will China 480 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklun­g investiere­n, so viel wie die EU-28, im Jahr 2022 sogar 600 Milliarden Dollar, so viel wie die USA“, erzählt Staatssekr­etär Harald Mahrer nach einem Gespräch mit Guoli Tian, dem mächtigen CEO der Bank of China, unter üppigen Blumentrög­en in Alpbach. „Österreich muss sich voll auf China einstellen, wenn wir Innovation­Leader werden wollen“, so Mahrer, der sogar „Wien als ein Tor für China nach Europa“wähnt, weil die Bank of China dort ein Büro eröffnen wird.

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Harald Mahrer, Tian Guoli, CEO der Bank of China

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