Den leichten Sieg gibt es nicht mehr
Österreichs Nationalteam ist besser geworden und nimmt trotzdem kein Match mehr auf die leichte Schulter. Das gilt auch für das bevorstehende, so bedeutsame EM-Qualifikationsmatch am Samstag gegen Moldawien.
Früher war alles anders, so wird jedenfalls gemunkelt innerhalb der Fußball-Glaubensgemeinschaft. Da herrschten einige große Teams, darunter folgte ein relativ breiter Mittelstand und dann gab es viele kleine Nationen, aber längst nicht so viele wie heute. Österreichs Nationalteam konnte sich nur sporadisch abheben aus der großen Masse und trotzdem gab es Partien, die prädestiniert waren für klare Erfolge, wie einst Spiele gegen Zypern oder Malta. Diese Erlebniswelt wurde so sehr verinnerlicht, dass sich die „leichten Siege“als Gedankengut verfestigten, obwohl sie wiederholt schiefgingen. Das passierte kurioserweise zu einer Zeit, als das Nationalteam vom heutigen Niveau sehr weit entfernt lag.
Wandel der Zeit
Heute ist alles anders. Österreich ist besser geworden, manche meinen sogar schon, richtig stark. Und dennoch wird der leichte Erfolg nicht einmal mehr in den Mund genommen, sondern bes- tenfalls ins Reich der Legenden verwiesen. Wie der aktuelle Verlauf der EM-Qualifikation belegt, kommt diese Bewusstseinsänderung nicht von ungefähr. Plötzlich stehen noch vor nicht allzu langer Zeit praktisch unbeachtete Teams wie Island und Wales im Mittelpunkt des Geschehens – und Österreich.
Kollers Kur
Was läge also näher, als ein Match gegen Moldawien, die Nummer 124 der Weltrangliste, als klar zu erledigende Pflichtaufgabe hinzustellen? Doch nichts derlei passiert, weil die Nationalmannschaft unter Marcel Koller auch einer den Kopf reinigenden Generalkur unterzogen wurde, was sie schon beim 5:0 in Liechtenstein unter Beweis stellte. Das Match könnte als Gradmesser für Samstag dienen. „Es ist alles viel enger, viel schwieriger geworden“, sagt etwa Julian Baumgartlinger, der neue Kapitän des deutschen Bundesligaklubs Mainz. Mannschaften wie Moldawien würden sich besonders „unangenehm“anfühlen, da bedürfe es der Geduld und der hohen Kon- zentration. „Das Kanonenfutter gibt es nicht mehr“, formuliert es Martin Harnik noch drastischer, während Marko Arnautovic erklärt, das Match „genau so ernst“zu nehmen wie die Partie in Moskau gegen Russland. Aleksandar Dragovic lässt keine Abweichung erkennen, wenn der Kiew-Legionär betont, dass „uns nichts geschenkt“werde.
Vor Moldawien gewarnt
Zudem wird von allen damals Beteiligten auf die großen Probleme im Hinspiel verwiesen. „Da haben wir einen sehr glücklichen Dreier eingefahren“, erinnert sich Harnik. „Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl.“Österreich ist also gewarnt. Um die FünferAbwehrkette der Gäste zu sprengen, bedürfe es eines flexiblen Systems, wie Baumgartlinger meint, vor allem beim Spielaufbau. Häufige Seitenwechsel seien ein probates Mittel, als spielerische Lockrufe für einen defensiven Gegner. Auch Standardsituationen sind geeignet, aber Junuzovic geht auf die Frage, was alles geübt wurde, nicht ins Detail. „Die Abläufe sind wichtig.“