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Dazu reicht ein Blick nach Prag. Dort kamen die Regierungschefs Polens, Ungarns, der Slowakei und Tschechiens zusammen. Die vier Länder wollten sich auf ein „gemeinsames Vorgehen“verständigen. Auf der Liste ihrer Forderungen stehen eine bessere Sicherung der EU-Außengrenzen und ein verstärkter Kampf gegen Schlepper, sagte Tschechiens Premier Bohuslav Sobotka. Wenigstens die polnische Regierungschefin Ewa Kopacz hat angekündigt, Flüchtlin- ge aufzunehmen. Aber auch sie lehnt die feste Quote ab. Sie steht vor Parlamentswahlen.
Europa steht vor einer Jahrhundertaufgabe. Aber es reagiert mit einer erschütternden Ungleichzeitigkeit. Wenigstens EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat einen Plan. Er will ihn aber erst am kommenden Mittwoch im Straßburger Europaparlament verkünden. So viel ist schon klar: Juncker will weitere 120.000 Flüchtlinge nach einer festen Quote auf die EU-Staaten verteilen. Zusätzlich zu den 40.000 Flüchtlingen in Italien und Griechenland, die die Kommission bereits im Mai auf die Mitgliedstaaten aufteilen wollte. Aber die Staats- und Regierungschefs aus Osteuropa, auch von Großbritannien blockierten auf dem EU-Gipfel im Juni.
Merkel und Hollande deuteten ihre Unterstützung für eine feste Quote an. Aber Europa bleibt zerstritten. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz sagte in Lu- xemburg, dass ein Verteilungssystem in der EU nicht funktionieren könne, wenn Länder wie Italien oder Griechenland Flüchtlinge entgegen den EU-Regeln nach Mitteleuropa weiterreisen ließen. Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó verteidigte die Position seines Landes. „Ungarn ist verpflichtet, die Schengen-Regeln einzuhalten.“Deshalb würde der Zaun zu Serbien gebaut und Zonen eingerichtet, in denen die Flüchtlinge Asyl beantragen könnten.
Die österreichischen Grünen forderten die EU-Botschaften in Budapest auf, ihr Gelände für Flüchtlinge zu öffnen. Ein Appell, der an 1989 erinnert, als in Europa die Freiheit siegte. Ein Teil jener Freiheitsländer im Osten fürchtet sich heute vor der offenen Gesellschaft. Wie Großbritannien. Doch es rüttelt sich. Premier David Cameron will unter der Last der Bilder nun „Tausende“Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen. Bis jetzt waren es 216.