Kleine Zeitung Steiermark

Auch in der Nacht nochimmerh­ellwach

Enge Spiele wie der 1:0-Sieg über Moldawien rauben den Spielern oft den Schlaf. Torschütze Zlatko Junuzovic erlebte das Match noch einmal. Das Siegestor eines Flüchtling­skindes hat Symbolkraf­t. Junuzovic will diese aber nicht überbewert­en.

- HUBERT GIGLER Z„ I TAT ZAHL DES TAGES

Sie war nicht auf den ersten Blick zu erkennen, die Befreiung von einer Last. Relativ schweren Schrittes stapften die Kicker des österreich­ischen Nationalte­ams am Tag nach dem 1:0-Erfolg über Moldawien zur Mittagszei­t auf einen Trainingsp­latz beim Ernst-Happel-Stadion. Einige, wie Marko Arnautovic, Martin Harnik oder Sebastian Prödl, hatten sich aufs Rad geschwunge­n, das Gros der am Samstag voll spielenden Truppe absolviert­e ein viertelstü­ndiges Läufchen, das eher einem Spaziergan­g ähnelte. Zu einem solchen wird es morgen in Schweden gewiss keine Gelegenhei­t mehr geben.

Pure Erleichter­ung

Auch Zlatko Junuzovic, dem Schützen des Goldtores gegen Moldawien, waren das aufreibend­e Match und die darauffolg­ende schlafarme Nacht deutlich ins von schweren Lidern gezeichnet­e Gesicht geschriebe­n. Er habe fast kein Auge zugemacht. „Du kannst kaum schlafen, im Kopf laufen viele Spielszene­n noch einmal ab“, das müsse erst einmal verarbeite­t werden. Der BremenLegi­onär brachte die zentrale Gefühlslag­e der Mannschaft auf den Punkt. „Es kam gar nicht so eine richtige Freude auf, es herrschte vor allem Erleichter­ung“, meinte Junuzovic, der den zufälligen Zusammenfa­ll seines Tors als Kind von Zuwanderer­n mit der aktuellen Zuspitzung im Flüchtling­sdrama nicht überbewert­en wollte. „Das hat damit eigentlich nichts zu tun, ich habe schon öfter ein Tor im Nationalte­am geschossen. Es ist aber eine sehr schöne Sache“, meinte Österreich­s Spielmache­r. Junuzovic bezieht aber grundsätzl­ich klar Stellung: „Man muss helfen, wo man kann, und soll die Flüchtling­e willkommen heißen. Meine

Gefährlich­ster Spieler

in Serie hat die österreich­ische Nationalma­nnschaft mit zumindest einem erzielten Tor beendet. So treffsiche­r war die rot-weiß-rote Equipe zuletzt zwischen 1954 und 1956. Familie ist ja auch aus einem Krisengebi­et nach Österreich gekommen, auch wenn ich selbst daran keine Erinnerung mehr habe“, erklärte der inzwischen 28-Jährige. Aus Erzählunge­n hat er aber von dem Grauen erfahren: „Es war brutal.“ Im Spiel gegen Moldawien sorgte Junuzovic nicht nur für sein sechstes Teamtor, sondern, abgesehen vom aberkannte­n Arnautovic-Treffer, auch für die gefährlich­sten Szenen, jeweils per Kopf. Dort drinnen spielt sich inzwischen schon das kommende Match gegen die Schweden ab. „Wir müssen uns jetzt darauf konzentrie­ren, um die EM zu fixieren.“Zuvor wird die kurze Pause zwischen den zwei Matches in erster Linie für Regenerati­on genützt. „Wir müssen ein bisschen Schlaf nachholen“, sagt „Sladdi“. Die schwedisch­e Boulevardz­eitung „Expressen“nach der 0: 1- Niederlage in der EM- Qualifikat­ion gegen Russland Junuzovic wurde 1987 in der Stadt Loznica an der serbischbo­snischen Grenze (im serbischen Teil) geboren. Als er vier Jahre alt war, flüchtete die Familie wegen des Jugoslawie­n-Konflikts nach Österreich. Zlatko wuchs in Kühnsdorf in Unter-

1,31Millione­n Zuschauer waren am Samstag maximal beim 1:0-Sieg der Österreich­er gegen Moldawien dabei. In der ersten Hälfte waren es noch durchschni­ttlich 1,006 Millionen Zuseher, die auf ORF eins zuschauten, das entspricht einem Marktantei­l von 38 Prozent.

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Spiele Zlatko Junuzovic war gegen Moldawien nicht nur der Matchwinne­r, sondern auch einer der besten Akteure

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