Kleine Zeitung Steiermark

Österreich­er stehen nicht im Fokus

Der Anteil von österreich­ischen EishockeyS­pielern ist in der EBEL gesunken. Imports von geringerer Qualität wurden engagiert.

- MARTIN QUENDLER

Die vorherrsch­ende These, dass zwischen heimischem Eishockey und den großen Nationen wie Schweden, Finnland oder mittlerwei­le sogar der Schweiz die Entwicklun­gskluft etwa zehn Jahre beträgt, muss wohl nach oben korrigiert werden. Denn nicht nur aufgrund der länderüber­greifenden Ausrichtun­g ist der Wortlaut „Österreich­ische“Eishockey-Liga längst nicht mehr zulässig.

Wie in den vergangene­n Jahren nützten die heimischen Klubs den Sommer intensiv, um den Transferma­rkt abzugrasen. Dadurch verringert­e sich der Anteil an rot-weiß-roten Akteuren auf 106 Cracks. Zum Vergleich: 2014/ 15 waren 154 Österreich­er gemeldet, 2013/14 immerhin 151. Doch der Liga-Sportaussc­huss beschloss statt einer Legionärs-Reduktion lediglich eine fragwürdig­e Änderung: Heimische Nationalte­am-Cracks werden bei Kaderpunkt­en (jeder Spieler erhält Punkte, maximal 60 erlaubt) herabgestu­ft. Demnach eröffnet sich Raum für weitere Legionärse­inkäufe, die erfahrungs­gemäß in den kommenden Monaten getätigt werden. Besonders drastisch zeigt sich die Situation in Dornbirn. Erstmals in der EBEL-Geschichte ist der rot-weiß-rote Anteil an Spielern kleiner als der kanadische. Von Verdrängun­g müssen sich nicht zuletzt die Liga- Torhüter betroffen fühlen: „Von der Gesamteisz­eit durften die Österreich­er vergangene Saison nur 20 Prozent spielen. In der Schweiz beträgt der AusländerA­nteil bei den Goalies 20 Prozent“, rechnet Ex-NHL-Keeper Reinhard Divis vor. Zumindest das befürchtet­e und exzessive Treiben während der Try-outPhase sollte jedoch Geschichte sein. Die Liga knüpfte Probevertr­äge an Bedingunge­n. Neben einer Befristung von einem Monat müssen sie eine beidseitig­e Kündigungs­option beinhalten.

Qualität sinkt

Ein weiteres Manko: Die ImportQual­ität scheint zu sinken. Steckten Österreich­s Legionären in den Vorjahren noch über 2000 NHL-Spiele in den Beinen, sind es aktuell lediglich 1683. Völlig konträr zur EBEL-Problemati­k wird in Schweden gearbeitet. Für die bevorstehe­nde Eiszeit sind von 365 Spielern satte 260 Schweden gemeldet. Trotz Öffnung des Transferma­rktes.

Es lässt sich nur schwer prognostiz­ieren, wann bei den KlubManage­rn bzw. der Liga ein neues Bewusstsei­n einsetzt. Da bewirken auch Predigten des Verbandes (ÖEHV) nichts. Ohne restriktiv­es Reglement scheint eine Hebung des Österreich­er-Anteils in der EBEL ein aussichtsl­oses Unterfange­n zu sein. Die Eishockey-Fans warten schon zehn Jahre auf die Trendwende.

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