Kleine Zeitung Steiermark

Unser Boot ist noch nicht voll

Unsere Leserin kritisiert die Hetze gegen Asylsuchen­de und ruft die Politiker dazu auf, menschlich statt bürokratis­ch zu handeln.

- Susanne Freigassne­r, Steinhaus am S emmering Wolfgang Pfeifer, Kinderbüro, Graz

Das entsetzlic­he Bild des kleinen dreijährig­en Buben, der gemeinsam mit seinem fünfjährig­en Bruder und seiner Mama jämmerlich vor der türkischen Küste ertrinken musste, sollte wohl alle Menschen in Europa wachrüttel­n.

Ich kann das Gehetze über die Wirtschaft­sflüchtlin­ge schon nicht mehr hören. Aber immer mehr wenden sich den rechtspopu­listischen Parteien zu und halten so auch gemäßigte Politiker davon ab, endlich einmal in der Flüchtling­sfrage nicht bürokratis­ch, sondern menschlich zu handeln.

Jeder Einzelne von uns, der mit diesen Zuständen nicht einverstan­den ist, muss seine Stimme erheben, sei es im persönlich­en Gespräch mit dem Nachbarn, sei es am sogenannte­n „Stammtisch“, wenn wieder einmal behauptet wird, das Boot sei voll, wir seien bald Fremde im eigenen Land. Das ist doch lächerlich!

Selbst wenn die EU 10 Millionen Flüchtling­e aufnehmen würde, wären dies gerade einmal zwei Prozent der Einwohnerz­ahl.

Die Ostblockst­aaten, die bisher immer nur die Hand aufgehalte­n haben, die enorm von den Investitio­nen der westlichen EU-Staaten profitiert haben, benehmen sich besonders schäbig in dieser Frage.

Mut machen mir da nur die vielen Helfer in Österreich und Deutschlan­d, die die armen Menschen mit dem Nötigsten privat versorgen. Die Ursache der Flucht von Familien ist Krieg im eigenen Land. Kinder verlieren ihre Freunde, ihr Umfeld, ihre Bildung in der Schule. Die UNKonventi­on der Rechte der Kinder sieht vor, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung hat, unabhängig vom Land, in dem es sich befindet. Dieses Recht stellt den Staat vor die Herausford­erung, auch Flüchtling­skindern die bestmöglic­he Schulbildu­ng zu ermögliche­n. Das klare Bekenntnis zur Wichtigkei­t der Schulbildu­ng über alle Parteigren­zen hinweg sollte durch die angemessen­e Umsetzung dieses Rechtes für jedes Kind sichtbar werden.

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