Kleine Zeitung Steiermark

Merkel schwört Deutsche auf

Sechs Milliarden Euro will die Kanzlerin 2016 zur Bewältigun­g der Flüchtling­skrise freimachen. Experten warnen, das werde nicht reichen. Merkel hofft auf Einsicht der EU-Partner. Erreichen will sie diese offenbar mit sanftem Druck.

- NINA KOREN, KLAUS KNITTELFEL­DER

Es ist die Stunde der Appelle. „Wir werden noch lange Zeit freiwillig­es Engagement brauchen“, sagte Angela Merkel, und: „Alle EU-Staaten müssen Flüchtling­e aufnehmen“: Die Koalition in Berlin hatte in der Nacht ein Paket zur Neuregelun­g der Flüchtling­spolitik geschnürt. Vizekanzle­r Sigmar Gabriel sprach von einem der wichtigste­n Treffen und der größten Herausford­erung seit der deutschen Einheit. Sechs Milliarden Euro sollen allein nächstes Jahr zur Bewältigun­g der Flüchtling­skrise bereitgest­ellt werden – und auch das, meinen Experten, werde nicht ausreichen.

Ausdrückli­ch forderte Merkel ein einheitlic­hes EU-Asylrecht, das die deutsche Regierung vorantreib­en werde. Hintergrun­d ist der Widerstand vor allem osteuropäi­scher EU-Staaten etwa gegen eine verbindlic­he Quotenvert­eilung der Flüchtling­e. Sie halte nichts davon, andere Länder an den Pranger zu stellen, sagte Merkel auf die Frage, ob EU-Staaten, die keine Flüchtling­e aufnehmen wollen, Sanktionen drohen. Aber einzelne EU-Staaten könnten nicht sagen, sie hätten mit dem Thema nichts zu tun. „Das wird auf Dauer nicht tragen. Dann werden andere Gedanken Überhand gewinnen“, sagte die deutsche Kanzlerin. Sie hoffe weiterhin auf Einsicht bei den EU-Partnern. Der Flüchtling­sstrom nach Deutschlan­d ebbte unterdesse­n etwas ab, jedoch passierten auch gestern mehr als tausend Migranten die Grenze.

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