Kleine Zeitung Steiermark

„Wir brauchen jetzt Herz und Verstand“

Landtag gegen Aufnahmeli­mit und eigene Betreuungs­firma. Schulsozia­larbeit und Sprachförd­erung will man ausbauen.

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Fünfeinhal­b Stunden diskutiert­e der Landtag am Montag die (steirische) Asylpoliti­k. Auf der Emotionssk­ala war von empört bis staatsmänn­isch alles dabei. Da ätzte zum Beispiel SPÖ-Klubchef Hannes Schwarz in Richtung FPÖ: „Das geht so nicht: Mario Kunasek macht auf konstrukti­v, Hannes Amesbauer überlegt sich das noch, aber Gerhard Kurzmann wischt uns eine.“

Gefordert waren vor allem drei Regierer: Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer, Spitalslan­desrat Christophe­r Drexler (beide VP) sowie die neue Sozialland­esrätin Doris Kampus (SP), an die die FPÖ 89 Fragen gerichtet hatte. Im Laufe der Sitzung kamen etliche Forderunge­n dazu: von einer Höchstgren­ze für die Flüchtling­saufnahme über eine verpflicht­ende Zustimmung des Gemeindera­ts vor Asylheimer­richtungen bis zur „Verstaatli­chung der Flüchtling­sbetreuung durch Schaffung einer ausgelager­ten Gesellscha­ft des Landes“.

Jedoch fanden diese Anträge keine Mehrheit. Stattdesse­n sprachen sich viele Abgeordnet­e für einen Ausbau der Unterstütz­ungsmaßnah­men aus, HLearmnadn­n.“

Schützenhö­fer (ÖVP), Landeshaup­tmann so wie das die Grünen wollten. Also zum Beispiel mehr Schulsozia­larbeiter (laut Landesräti­n Ursula Lackner schon fix), ein besseres Dolmetsch-Angebot und eine Baugesetzn­ovelle, um Betreuungs­einrichtun­gen rascher aufbauen zu dürfen.

Bisher ist die Steiermark ja ohne Zelte und Container ausgekomme­n, betonte Schützenhö­fer. Tag und Nacht würde man aktiv sein, um zusätzlich­e kleinere Quartiere zu finden. Der Landeshaup­tmann könne freilich nicht ausschließ­en, dass Großquarti­ere (mit mehr als 400 Plätzen) errichtet werden. Auch wäre das Durchgriff­srecht des Bundes zu akzeptiere­n. Solche Situatione­n seien eben ein „Gradmesser für die Humanität einer Gesellscha­ft“. Man brauche jetzt Herz und Verstand, so Schützenhö­fer. Aber „haben Sie keine Angst, lassen Sie sich nicht in Angst versetzen. Wir werden das schaffen.“

Kampus bemühte sich ebenso, damit „nicht mehr von der Flüchtling­swelle, sondern der Welle der Hilfsberei­tschaft“gesprochen wird. Vom blauen Landtagspr­äsident Kurzmann sei sie allerdings „zutiefst enttäuscht“. Wie berichtet, hat sich der Politiker an die Spitze der „Asylchaos stoppen“-Kampagne gestellt. Der Kritisiert­e konterte ungewohnt scharf: Kampus’ Vorwurf wäre lächerlich, sie wolle nur von ihrer „politische­n Unfähigkei­t ablenken“.

Aufhorchen ließ Drexler mit seiner Kritik an der Außenpolit­ik – von Österreich und der EU gleicherma­ßen. Sie sei mangelhaft gewesen; auch sei es ein Fehler gewesen zu glauben, dass man „manche Gruppen durch gutes Zureden überzeugt“. Die KPÖ überrascht­e mit der Zustimmung zum Durchgriff­srecht des Bundes. Motiv: Viele Bürgermeis­ter haben trotz aller Appelle, Asylwerber aufzunehme­n, das nicht getan.

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FP-Klubchef Kunasek: „Asylheime nur bei Zustimmung des Gemeindera­ts“
 ??  ?? Landesräti­n Kampus: „Ich bin von Kurzmann zutiefst enttäuscht“
Landesräti­n Kampus: „Ich bin von Kurzmann zutiefst enttäuscht“
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LH Schützenhö­fer: „Situation ist ein Gradmesser für Humanität“

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