Gregoritsch zeigt es allen Kritikern
HSV-Stammspieler Michael Gregoritsch trifft heute mit Österreichs U21-Team auf Russland.
ST. PÖLTEN. Kritikern von Michael Gregoritsch („Der spielt nur, weil ihn sein Vater aufstellt“, „Seine Defensivarbeit lässt zu wünschen übrig“) gehen die Argumente langsam aus. Denn der Aufstieg des Steirers hält an. Nachdem der jüngste Bundesliga-Spieler aller Zeiten seine Zelte bei Kapfenberg 2012 abgebrochen hatte, führte sein Weg von Deutschlands Regionalliga (Hoffenheim II) über die 2. Bundesliga (St. Pauli, Bochum) heuer in die Bundesliga – zum Hamburger SV. Dort gehörte der 21Jährige in allen drei Ligaspielen zum Stamm – ungewohnt im rechten Mittelfeld, wo er enorme Defensivarbeiten verrichtet. „Ohne geht es nicht mehr. Meine Flexibilität war ein Hauptgrund, warum mich der HSV unbedingt wollte. Bis auf die Außenverteidiger-Positionen habe ich schon alles gespielt“, sagt Gregoritsch.
Nach einem Jahr bei St. Pauli (2013/14) folgte heuer die Rückkehr nach Hamburg. „St. Pauli, Bochum und der HSV sind Traditionsvereine. Aber der HSV ist zehn Mal so groß. Ich habe hier nach dem Training mehr Autogramme geschrieben als bisher in meiner ganzen Karriere. Bei jedem Training sind 200 Leute“, sagt der Offensiv-Allrounder, der bei Trainer Bruno Labbadia gesetzt ist. „Er sagt, es ist schön, dass ich für Bochum sieben Tore und vier Assists gemacht habe. Zufrieden kann ich aber erst sein, wenn ich für den HSV zehn Tore und fünf Assists mache. Er impft mir glaubwürdig Selbstvertrauen ein. Wenn er sagt, dass er mit meinen Leistungen nicht zufrieden ist, empfinde ich das als große Wertschätzung, weil er mir viel zutraut.“
So selbstbewusst Gregoritsch auftritt, so sehr weiß er die aktuelle Situation zu schätzen. „Vor einem halben Jahr habe ich ein Freundschaftsspiel gegen die Bayern wegen einer Verletzung versäumt und habe geweint. Jetzt war ich in der Startaufstel-
Michael Gregoritsch im HSV-Trikot lung gegen die Bayern und mehr als 200 Länder haben das live gesehen. Dieses Gefühl nimmt mir keiner“, sagt Gregoritsch, der heute (St. Pölten, 17.30 Uhr, ORF Sport+ live) Österreichs U21Team nach seinem Doppelpack beim 2:0 in Aserbaidschan auch gegen Russland zum Sieg in der EM-Quali führen soll. „Immer höre ich, wie gut die Deutschen und die Russen sind. Die müssen gegen uns aufpassen. Niemand fährt zu uns und holt die drei Punkte ab. Wenn Schweden Europameister werden kann, können wir das auch.“
Außergewöhnlich
Und wann folgt der Sprung ins A-Team? „Früher waren ein bis zwei außergewöhnliche Spieler im Team. Jetzt gibt es ein bis zwei, die man vielleicht auswechseln könnte. Ich kann nur versuchen, mich ins Blickfeld zu spielen.“Gelingt ihm das, würden wohl die letzten Kritiker verstummen.