Kleine Zeitung Steiermark

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Leuten ist klar geworden, dass die geänderten Verhältnis­se nicht die eingespiel­ten Rituale der letzten 20 Jahre verlangen.

Doch erst einmal wird gewählt und dabei wirft das Asylchaos jede Regie über den Haufen. Kernfragen geraten aus dem Blick. Was braucht das Land? Wie kann es frische Dynamik entwickeln? Brauchen wir ähnlich mutige Einschnitt­e in die Verwaltung­sstruktur, wie sie die Steirer vollzogen haben? Wobei alleine ein solcher Querverwei­s auf die Steiermark Oberösterr­eichs Politiker die Wände hochsteige­n lässt. Sie haben sich immer als erfolgreic­heres Land gesehen, als Motor der Republik, die Stimmenver­luste von Voves und Schützenhö­fer als Strafe für überzogene Reformen. Wobei wir wissen, dass Volksparte­i und SPÖ in Oberösterr­eich ohne reformator­ischen Wagemut ähnlich wie die steirische­n Schwesterp­arteien verlieren werden. Jahrgang 1959, ist seit dem Jahr 2003 Chefredakt­eur der „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“, deren Redaktion der studierte Betriebswi­rt mit Unterbrech­ungen seit nunmehr 32 Jahren angehört

Allerdings hat sich das Asylproble­m seit diesen steirische­n Wahlen nochmals zugespitzt, es überstrahl­t alles Oberösterr­eichische bei dieser Wahl. „Es geht nicht um Wien, es geht nicht um Brüssel, es geht um Oberösterr­eich“, lässt die nervöse Volksparte­i daher plakatiere­n. Freiheitli­che Mandatare hingegen feixen offen darüber, dass ihnen diese Themenlage die Wähler zuhauf zutreibt. „Immer wenn wir nach drei Wochen Urlaub zu- rückkommen, haben wir in den Umfragen weitere Prozente gewonnen“, sagt es ein Spitzenfun­ktionär unverhohle­n. Sie werden die klaren Gewinner dieser Wahlen sein.

Wankende rote Bastionen

Damit werden auf dem kleinen Planeten Oberösterr­eich die Koordinate­n neu gezogen. Die Volksparte­i wird trotz Verlusten vielleicht sogar ihren Einfluss stärker zementiere­n können, weil dem bisherigen Widerpart SPÖ der ganz tiefe Fall droht. Noch schlimmer für die Sozialdemo­kraten ist die Aussicht, dass sie mit Wels eine ihrer letzten echten Bastionen verlieren könnte. Die siebtgrößt­e österreich­ische Stadt könnte in Andreas Rabl einen freiheitli­chen Bürgermeis­ter erhalten. Und in der Landeshaup­tstadt Linz hat die SPÖ nach dem Swap-Debakel eine finanziell­e Notstandsv­erwaltung zu exekutiere­n. Trotzdem muss

56 gesamt

FPÖ 9

Grüne 5 Klaus Luger in Linz um sein Amt als Bürgermeis­ter nicht fürchten. Nach gutem Start häuften sich zuletzt zwar Pannen, Heckenschü­tzen sitzen auch in den eigenen Reihen, nebstbei wird die Linzer SPÖ bei der Reanimatio­n der Landespart­ei eine tragende Rolle spielen müssen. Doch Linz bleibt neben Steyr eine letzte Grundfeste der Sozialdemo­kratie.

Und was helfen alle diese Überlegung­en uns Wählern am Wahltag? Wenig! Wir wissen nicht, was wir um unsere Stimme schließlic­h kriegen werden. Schnüren die Grünen wieder einen Pakt mit der Volksparte­i, kommen sie in die Regierung? Schaffen es die Neos? Lacht sich Pühringer als Partner die Freiheitli­chen an? Alles offen! Abzusehen ist nur: Wir kriegen noch einmal „Sepp“. Doch angesichts der Dynamik der letzten Wochen ist selbst diese Vorhersage keine Bank mehr.

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Gerald Mandlbauer,

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