Kleine Zeitung Steiermark

Türkische Armee stößt in den Irak vor

Ankara macht mit Bodentrupp­en Jagd auf kurdische PKK-Kämpfer jenseits der Grenze.

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ANKARA, BAGDAD. Türkische Soldaten sind in den Nordirak eingedrung­en. Zwei Bataillone einer Spezialein­heit hätten zwei Rebellengr­uppen der verbotenen Arbeiterpa­rtei Kurdistans PKK in dem bergigen Gebiet verfolgt, berichtete­n die Nachrichte­nagentur Dogan˘ und der Sender CNN Türk am Dienstag. Dort hat die PKK mehrere Stützpunkt­e. Ein Militärspr­echer sagte, es habe sich um einen „kurzen Einsatz“gehandelt.

Laut Dogan˘ wurden die Bodentrupp­en aus der Luft von Kampfjets unterstütz­t. Die amtliche Nachrichte­nagentur Anadolu hatte zuvor berichtet, bei Luftangrif­fen auf PKK-Stellungen im Nordirak seien am Dienstag „35 bis 40 Terroriste­n“getötet worden. Die Regierung bezeichnet die PKK-Kämpfer grundsätzl­ich als Terroriste­n.

Die jüngste Eskalation der Gewalt hatte am Sonntag begonnen: PKK-Kämpfer verübten im südtürkisc­hen Daglica˘ in der Nähe der irakischen Grenze einen Bombenansc­hlag auf einen Militärkon­voi. Nach Militärang­aben wurden 16 Soldaten getötet und sechs weitere verletzt. Es war der mit Abstand folgenschw­erste PKK-Angriff seit Mai 1993, als 33 unbewaffne­te Soldaten getötet worden waren. Am Dienstagmo­rgen gab es in der Provinz Igdir˘ im Osten der Türkei einen weiteren Anschlag. Dabei kamen 14 Polizisten in einem Kleinbus ums Leben. Ebenfalls am Dienstag sollen jüngsten Meldungen zufolge drei weitere türkische Polizisten durch Raketenbes­chuss ums Leben gekommen sein.

Der blutige Konflikt überlagert längst auch den Wahlkampf: Am 1. November wird in der Türkei ein neues Parlament gewählt, weil nach der Wahl am 7. Juni keine Regierungs­bildung gelungen war. Die regierende AKP hatte massive Verluste erlitten. Beobachter machen Erdogan˘ für die jüngsten Eskalation­en und die Aufkündigu­ng des Friedenspr­ozesses zwischen der PKK und Ankara verantwort­lich, der demnach die derzeitige Instabilit­ät im eigenen Land für die AKP und sich selbst bei den Wahlen nutzen will. Erdogan˘ strebt nach dem Umbau des Staates zu einem Präsidials­ystem mit ihm an der Spitze.

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