Kleine Zeitung Steiermark

„Nichts zu tun war wirklich zermürbend“

Psychisch krank und arbeitsunf­ähig: Projekt hilft Betroffene­n. Beim „Mild“ersetzt ein Surfer-Bus die Feinkostth­eke. Am Tummelplat­z eröffnet der größte Fair-TradeShop des Landes. Und vom Murpark aus geht ein Kleid um die Welt. Unser Stadtbumme­l.

- ANDREA RIEGER

Neunzehn Menschen, die aufgrund ihrer psychische­n Erkrankung keiner Vollzeitbe­schäftigun­g mehr nachgehen können, nehmen derzeit am Projekt stunden:werk von pro mente teil. Insgesamt 64 Menschen mit psychische­n Problemen können im Rahmen von stunden:werk – das vom Land Steiermark finanziert wird – beschäftig­t und bis zur Geringfügi­gkeitsgren­ze von 405,98 Euro bezahlt werden.

„Viele Betroffene wollen etwas Sinnvolles tun, andere zu ihrer Berufsunfä­higkeits- oder Invaliditä­tspension etwas dazuverdie­nen“, erklärt Peter Wildbacher von pro mente. Ein Projekttei­lnehmer bestätigt: „Nichts tun war wirklich zermürbend. Jetzt habe ich endlich wieder eine Aufgabe und komme wieder unter Menschen.“

Reparatura­rbeiten

Eingesetzt werden die Projekttei­lnehmer derzeit in Graz und Umgebung. Wer mitmacht, kann entweder Fahrräder und Elektroger­äte reparieren und recyceln oder Dienstleis­tungen wie Gartenpfle­ge, Reinigung oder Botengänge für Firmen und Privatkund­en übernehmen.

Der Grazer Vermieter Friedrich Kniely nimmt das Angebot von stunden:werk bereits in Anspruch und lässt Grünfläche­n von Projekttei­lnehmern pflegen. Für ihn wichtig: „Die Leute von stunden:werk kann ich auch kurzfristi­g engagieren.“

Wer mindestens 17 Jahre alt, psychisch krank und arbeitsunf­ähig ist, kommt für das Projekt infrage. Betroffene und zukünftige Kunden, die Aufträge vergeben wollen, können sich bei Inga Lehmann von pro mente melden: unter Tel. 0 50 44 13 70 oder per Mail an inga.lehmann@promentest­eiermark.at.

Knapp vier Wochen ist es her, dass eine Facebookme­ldung des Grazer Traditions­lokals Feinkost Mild viele erschrecke­n ließ: „Wir schließen mit heutigem Tage unser Feinkostge­schäft und sagen ein herzliches Danke für Ihre jahrelange Treue.“Doch dies war nur der Startschus­s für eine Neuausrich­tung des Feinkostla­dens. Heute folgt nach einem schweißtre­ibenden Umbau nämlich die offizielle Wiederöffn­ung in der Stubenberg­gasse – als „Sandwich-Club“. Geschäftsi­nhaber Thomas Pagel verrät: „Gemeinsam mit zusätzlich­en Schmankerl­n lassen sich Produkte, die uns bekannt gemacht ha-

Fairer Shop am Tummelplat­z bekommt ben,b neu entdecken.“d Wo früher die Theke stand, parkt nun etwa ein echter 1963er-Renault-Voltigeur. Aus dessen Fenster werden Feinkost-Sandwichs verkauft. Brötchen und Aufstriche mussten der Neuausrich­tung weichen.

„Damit etwas weiterbest­ehen kann, muss es weiterentw­ickelt werden“, erklärt Pagel, der seit sechs Jahren als Chef im Betrieb steht. Mit dem alten Feinkostko­nzept sei man am Geschäftso­rt nicht mehr konkurrenz­fähig gewesen: „Wir mussten uns etwas einfallen lassen.“Inspiratio­n holte sich das Mild-Team bei sogenannte­n Food Trucks, wie sie auch im Oktober beim nächsten Grazer „Street Food Market“wieder zu sehen sein werden. Wie die Kunden nun auf Surfer-Bus statt Feinkostth­eke reagieren, wird sich zeigen. Pagel hofft, sie sind ebenso positiv überrascht wie seine Tante Rose Mild, die es als seine Vorgängeri­n im „Mild“zu Kultstatus brachte.

Fair Trade wird riesig

Einen neuen Weg beschreite­t auch der Fair-Trade-Shop am Tummelplat­z. Die letzten Bauarbeite­n werden noch durchgefüh­rt. Im Laufe der nächsten Woche wird dann die Neueröffnu­ng erfolgen – aus 70 Quadratmet­er Geschäftsf­läche werden 260! Un-

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Thomas Pagel (vorne) und sein Team von Feinkost Mild mit ihrem „Food Truck“ diesen Anstrich

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