Prinzhorn steigt ins Ökostromgeschäft ein
MeinAlpenStrom produziert an der Mur. Kritik an „offenem Kartell“der E-Wirtschaft.
WIEN. Die Prinzhorns gehören eher zu den „stillen Wassern“unter Österreichs Industriellen. Wenn Cord Prinzhorn (42), der vor zwei Jahren im Konzern das Ruder von seinem Vater Thomas übernommen hat, über Strom spricht, sprudelt es nur so aus ihm heraus: über Stromrechnungen, die keiner versteht, Ineffizienz in der miteinander verbandelten Energiewirtschaft und über das Förderunwesen für erneuerbare Energien.
Drei Jahre analysierte Prinzhorn, hauptamtlich Chef der in 13 Ländern tätigen Prinzhorn Holding mit 1,3 Milliarden Euro Umsatz, den Strommarkt. In dieser Zeit wurden die Kraftwerke in Niklasdorf, Rothleiten und Frohnleiten an der Mur gebaut beziehungsweise bestehende Staustufen auf nun 15 Megawatt Leistung hochgerüstet. Der Ökostrom werde nicht durch Zukäufe an der Strombörse verwässert. In drei Jahren will das Unternehmen 20.000 private Kunden haben, damit würde der grüne Strom von der Mur auch keine roten Zahlen mehr produzieren. Die Investitionssumme wollte Prinzhorn nicht nennen.
Preislich steigt er mit 4,5 Cent je Kilowattstunde ein. In einem nächsten Schritt will Prinzhorn seine neue Strommarke anderen Kleinwasserkrafterzeugern in einem Franchisemodell als Plattform anbieten. „Viele Private verzweifeln derzeit ja, weil sie keine Vertriebsmacht haben“, so Prinzhorn. In der Förderung der Stromtarife sieht Prinzhorn eine „Täuschung“, weil vieles ohne sie unwirtschaftlich sei. Das Aufbrechen der Quasi-Monopole sei Teil der Mission. Österreichs Erzeuger seien so komplex verflochten, dass es sich zumindest in Ostösterreich um ein „offenes Kartell“handle.
Zur Seite als Geschäftsführer steht ihm Philipp Rehulka, Sohn des langjährigen AUA-Vorstands Mario Rehulka. Von der kurz einmal angedachten Parole „Strom zum Angreifen“haben Prinzhorn und Rehulka schließlich aber die Finger gelassen.