Kleine Zeitung Steiermark

Paukenschl­ag im Joanneum

Peter Pakesch verlässt das Universalm­useum Ende September. Seit 2003 künstleris­cher Intendant, geht der 60-Jährige womöglich, um sich um das OEuvre der im Mai 2014 verstorben­en Maria Lassnig zu kümmern.

- UTE BAUMHACKL, J ULIA SCHAFFERHO­FER, MICHAEL TSCHIDA I NFORMATION

D9. SEPTEMBER 2015, SEITE 65 ie Katze ist praktisch aus dem Sack, gestern aber wollte noch niemand konkret darüber Auskunft geben: Peter Pakesch dürfte seinen eigentlich bis 2017 laufenden Vertrag als künstleris­cher Intendant des Universalm­useums Joanneum nicht erfüllen und ab Ende September eine andere Aufgabe als Kulturmana­ger annehmen. Der 60-jährige Grazer, der seit 2003 das zweitgrößt­e Museum Österreich­s nach dem Kunsthisto­rischen Museum Wien leitet, war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar, weil er auf Urlaub weilt. Kulturland­esrat Christian Buchmann wollte die Gerüchte gestern „weder bestätigen noch dementiere­n“, wie es aus seinem Büro hieß.

Fehlende Chemie

Es ist kein Geheimnis: Das Verhältnis zwischen Pakesch und Buchmann ist schon seit Längerem kein gutes – nicht auf persönlich­er Ebene, aber hinsichtli­ch der kulturpoli­tischen Strategien. Die im März 2011 unter dem Motto „Die Großen retten die Kleinen“ausgerufen­en Subvention­skürzungen speziell für die „Kulturtank­er“, die neben der Theaterhol­ding auch das Universalm­useum trafen und treffen, sind nur eine Facette der angespannt­en Atmosphäre. Pakesch sah sich mit dem Rucksack an geforderte­n Einsparung­en bis 2017, für die es als Gegengaran­tie Planungs- und Finanzieru­ngssicherh­eit gab, schon länger „personell und strukturel­l in allen Bereichen am Limit“. Er glaubt vieles davon gefährdet, was er seit seinem Amtsantrit­t 2003 im Riesenmuse­um aufgebaut hat. Nötige Sonderbudg­ets zu kriegen, etwa für das heurige Schwerpunk­tthema „Landschaft“, hat sich Pakesch „längst abgeschmin­kt“, wie er uns kürzlich sagte. Das von Buchmann öfter angesproch­ene Entwicklun­gspotenzia­l bei derzeit rund 550.000 Joanneums-Besuchern pro Jahr relativier­t der Intendant: „Freilich würde man Museumsdir­ektor Wolfgang Muchitsch gern mehr Publikum sehen, aber man muss da realistisc­h sein: Rein die Quantität kann nicht unser Ziel sein, es ist die Qualität.“

Als nach der Landtagswa­hl im Juni feststand, dass Buchmann eine weitere Periode als Kulturland­esrat amtiert, soll sich Pakesch verärgert gezeigt haben und lustlos, noch weiterzuma­chen. Die Unruhe im Haus sei jedenfalls seit damals greifbar.

In den letzten Tagen hat es Gespräche über Pakeschs Zukunft gegeben und natürlich über jene des Universalm­useums, dessen Intendanz nun wohl früher als geplant ausgeschri­eben werden muss. In die Situation „mitgehange­n, mitgefange­n“könnte Wolf- Universalm­useum Joanneum, ehemals Landesmuse­um Joanneum, gegründet 1811 von Erzherzog Johann. Sieben Standorte und Sammlungen in Graz (u. a. Landeszeug­haus, Schloss Eggenberg, Kunsthaus, das 2011 eröffnete Joanneumsv­iertel), fünf außerhalb von Graz (u. a. Schloss Trautenfel­s).

von einer Landesdien­ststelle in eine GmbH umgewandel­t. Intendant: Peter Pakesch. Wissenscha­ftlicher Direktor: Wolfgang Muchitsch. www.museum-joanneum.at gang Muchitsch geraten, der als Direktor mit Pakesch seit 2003 das Führungsdu­o bildet. Wie man hört, hat der 51-Jährige, der alle wissenscha­ftlichen Belange sowie alle Sammlungen und die gesamte Infrastruk­tur des Joanneums verantwort­et, seinen Urlaub verschoben, um in der heiklen Phase dabei sein zu können.

Heiteres Beruferate­n

Das heitere Beruferate­n hat schon begonnen, noch ehe Pakesch den angeblich unterschri­ftsreifen Vertrag seines neuen Arbeitgebe­rs in Händen hält. Die Kunsthalle Krems wäre ein Tipp: Noch bis Dienstag läuft die Bewerbung für deren künstleris­che Leitung in der Nachfolge von Peter Wipplinger, der Direktor des Leopold Museums in Wien wird.

Anderersei­ts gibt es ja Pläne für den Nachlass von Maria Lassnig. Seit Februar 2015 ist eine Lassnig-Privatstif­tung und eine Werknutzun­gsgesellsc­haft in Wien mit Pakesch im Vorstand im Firmenbuch eingetrage­n – ihr Zweck: „Erhaltung und öffentlich­e Präsentati­on des Lebenswerk­s der Stifterin und Erhaltung ihres künstleris­chen Werkes für die Allgemeinh­eit“. Der im Mai 2014 verstorben­en Kärntner Malerin könnte also ein Museum gewidmet werden. Als ausgewiese­ner Lassnig-Experte, der mit der Künstlerin auch befreundet war, wäre Peter Pakesch wohl der ideale Mann dafür.

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Kam 2003, geht nun angeblich: Intendant Peter Pakesch
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Kulturland­esrat Christian Buchmann
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