Pakesch geht: Wird Joanneum
Joanneums-Intendant Peter Pakesch übernimmt die Leitung der neu gegründeten Maria Lassnig Privatstiftung in Wien. Wie es nun mit dem Museum weitergeht, ist vorerst völlig offen.
Peter Pakesch verlässt mit 30. September seinen Intendantenposten im Universalmuseum Joanneum. Und tritt bereits mit 1. Oktober seine neue Funktion als operativer Leiter der in Wien-Penzing situierten Maria Lassnig Privatstiftung an. Was offiziell noch niemand bestätigt, ist nach Recherchen der Kleinen Zeitung de facto fix: Pakesch wird künftig das umfangreiche künstlerische Erbe der renommierten Kärntner Malerin verwalten. Zweck der Stiftung ist die „Erhaltung und öffentliche Präsentation“ihres Lebenswerks – dazu zählen üblicherweise Aufgaben wie Ausstellungsgestaltung, Verleih, Verkauf, Dokumentation.
Etliche Mitarbeiter des Joanneums erfuhren erst durch die gestrige Exklusivmeldung der Kleinen Zeitung von Pakeschs überraschendem Schritt. Dieser sorgt aber nicht nur im Museum selbst für Irritation – noch während Pakeschs Vertragsauflösung verhandelt wird, muss seine interimistische Nachfolge geklärt werden. Danach wird wohl ehebaldigst eine Neuausschreibung der Position erfolgen. Falls Kulturlandesrat Christian Buchmann sich nicht für eine Umstrukturierung entscheidet.
Nach der Landtagswahl zeigte sich der Politiker, den mit Pakesch ein bekannt reibungsintensives Verhältnis verbindet, im Interview mit der Kleinen Zeitung mit dem Istzustand des Museums mäßig glücklich: „Wir haben im Joanneum jährlich 550.000 Besucher, ich denke, da ist noch Potenzial.“Plant Buchmann nun eine organisatorische Neuaufstellung, könnte diese auch Pakeschs Partner in der Geschäftsführung, Direktor Wolfgang Muchitsch, betreffen. Die Verträge beider Chefs laufen an sich bis Ende 2017 parallel – aber keineswegs aneinandergekoppelt, hieß es aus dem Büro des Kulturlandesrats: „Dass einer geht, bedeutet nicht, dass auch der Vertrag des anderen automatisch beendet ist.“
Produktive Freundschaft
Muchitsch, der erst heute von einer Iran-Reise mit Bundespräsident Fischer zurückkehrt, war für eine Stellungnahme ebenso wenig erreichbar wie Pakesch, der diese Woche auf Urlaub ist. Ein EMail an Pakeschs neue Stiftungsadresse zeitigte immerhin ein schriftliches Statement vonseiten der Lassnig-Gesellschaft: Der Kulturmanager sei seit Jahresbeginn – „wie von Maria Lassnig bestimmt“– im siebenköpfigen Vorstand der Stiftung. In dieser Funktion werde er sich „gemäß dem Stiftungszweck um die Verbreitung des Werkes von Maria Lassnig kümmern“. Das Unternehmen befinde sich im Aufbau, „zukünftige Aktivitäten werden diskutiert und vorbereitet“. Näheres will man erst im November öffentlich machen. Nicht erwähnt wird, dass Pakesch & Co. bereits eine große Lassnig-Retrospektive im 21er Haus des Wiener Belvedere 2016 vorbereiten.
Den Kulturmanager und die 2014 verstorbene Künstlerin verband seit den 60ern eine produktive Freundschaft. Eine umfassende Lassnig-Personale 2012 in der Grazer Neuen Galerie war in der Folge auch in den Deichtorhallen Hamburg, im belgischen Deurle und im MoMA PS1 in New York zu sehen. Im Jahr darauf schenkte die Künstlerin dem Joanneum fünf ihrer Werke, das Museum wiederum erstellt seit 2011 ein Werkverzeichnis von Maria Lassnig. Die damit betraute Joanneums-Mitarbeiterin zählt mittlerweile übrigens zum Team der Stiftung.