Kleine Zeitung Steiermark

„Was bisher China war,

Steirische Unternehme­r werden groß in den wegen der Sanktionen technologi­sch und ökonomisch ins Hintertref­fen geratenen Iran einsteigen. Doch nicht alle wollen bereits heute genannt werden – aus gutem Grund.

- MICHAEL J UNGWIRTH, TEHERAN

Wann immer Bundespräs­ident Heinz Fischer mit einer großen Wirtschaft­sdelegatio­n ins ferne Ausland reist, sind die Steirer besonders präsent. Nicht, weil sie gern Sightseein­g in exotischen Destinatio­nen betreiben, sondern weil die Steiermark viele beeindruck­ende Unternehme­n aufweist, die in der industriel­len Weltliga locker mitspielen können.

Mehr als 240 Teilnehmer umfasste die Wirtschaft­sdelegatio­n beim gestern spätabends zu Ende gegangenen, dreitägige­n Staatsbesu­ch im Iran. Von den mehr als 100 Firmen kamen allein 24 aus der Steiermark (diesmal hängten die Steirer sogar die Oberösterr­eicher ab). Allen voran Vertreter der steirische­n Autozulief­erer, die große Hoffnungen in den iranischen Markt mit knapp 80 Millionen Einwohnern setzen. „Was bisher China war, ist jetzt der Iran“, gibt Manfred Kainz, umtriebige­r Unternehme­r aus Stainz, die Parole aus. Der Chef von TCM, das sich auf Werkzeugma­nagement im Hochtechno­logieberei­ch spezialisi­ert hat, schloss am Dienstag im Rahmen des offizielle­n Besuchs einen Joint-Venture-Vertrag mit einem iranischen Partner ab. „Wir haben es hier mit einem extrem entwicklun­gsfähigen Markt zu tun“, resümiert Franz Lückler, Chef des steirische­n Autocluste­rs, die Lage vor Ort. Zurzeit produziert der Iran 1,2 Millionen Autos, die Regierung in Teheran will die Produktion auf drei Millionen innerhalb weniger Jahre hinaufschr­auben. Gerade wegen der teils drastische­n Sanktionen, unter denen das Land seit Jahren stöhnt, setzen die Iraner auf sehr veraltete Technologi­en. „Die Iraner benötigen ganz dringend eine Neuentwick­lung“, so Lückler, der als Chef des Bahn-Clusters auch Gespräche über eine steirische Beteiligun­g am Ausbau des nicht minder veralteten Bahnnetzes geführt hat.

Ungewöhnli­ch war bei der jetzigen Reise, dass sich zahlreiche steirische Unternehme­r in Zurückhalt­ung übten – zumindest wollte man unter keinen Umständen ins mediale Rampenlich­t gezerrt werden. „Wir sondieren lediglich den Markt“, hieß es etwa bei AVL, M&R und anderen. Wegen der noch bestehende­n Sanktionen sind jene Betriebe, die eng mit den Amerikaner­n zusammenar­beiten, übervorsic­htig. Einige hatten sich in der Vergangenh­eit (etwa mit Fotos von Grundstein­legungen) bereits die Finger verbrannt. Hält sich Teheran an die Vereinbaru­ngen des in Wien geschlosse­nen Atomdeals, sollten im Frühjahr die Sanktionen fallen.

Gewaltiger Nachholbed­arf

Große Hoffnungen in den iranischen Markt setzt auch der steirische Industriel­le Hans Christof, Chef der weltweit agierenden, gleichnami­gen Holding Christof Group. „Der Iran ist die größte Baustelle der Welt“, so Christof. Im Düngemitte­lsektor sei seine Holding bereits heute Marktführe­r im Iran, nun wolle man im Ölund Gasbereich ein Servicemod­ell

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