„Was bisher China war,
Steirische Unternehmer werden groß in den wegen der Sanktionen technologisch und ökonomisch ins Hintertreffen geratenen Iran einsteigen. Doch nicht alle wollen bereits heute genannt werden – aus gutem Grund.
Wann immer Bundespräsident Heinz Fischer mit einer großen Wirtschaftsdelegation ins ferne Ausland reist, sind die Steirer besonders präsent. Nicht, weil sie gern Sightseeing in exotischen Destinationen betreiben, sondern weil die Steiermark viele beeindruckende Unternehmen aufweist, die in der industriellen Weltliga locker mitspielen können.
Mehr als 240 Teilnehmer umfasste die Wirtschaftsdelegation beim gestern spätabends zu Ende gegangenen, dreitägigen Staatsbesuch im Iran. Von den mehr als 100 Firmen kamen allein 24 aus der Steiermark (diesmal hängten die Steirer sogar die Oberösterreicher ab). Allen voran Vertreter der steirischen Autozulieferer, die große Hoffnungen in den iranischen Markt mit knapp 80 Millionen Einwohnern setzen. „Was bisher China war, ist jetzt der Iran“, gibt Manfred Kainz, umtriebiger Unternehmer aus Stainz, die Parole aus. Der Chef von TCM, das sich auf Werkzeugmanagement im Hochtechnologiebereich spezialisiert hat, schloss am Dienstag im Rahmen des offiziellen Besuchs einen Joint-Venture-Vertrag mit einem iranischen Partner ab. „Wir haben es hier mit einem extrem entwicklungsfähigen Markt zu tun“, resümiert Franz Lückler, Chef des steirischen Autoclusters, die Lage vor Ort. Zurzeit produziert der Iran 1,2 Millionen Autos, die Regierung in Teheran will die Produktion auf drei Millionen innerhalb weniger Jahre hinaufschrauben. Gerade wegen der teils drastischen Sanktionen, unter denen das Land seit Jahren stöhnt, setzen die Iraner auf sehr veraltete Technologien. „Die Iraner benötigen ganz dringend eine Neuentwicklung“, so Lückler, der als Chef des Bahn-Clusters auch Gespräche über eine steirische Beteiligung am Ausbau des nicht minder veralteten Bahnnetzes geführt hat.
Ungewöhnlich war bei der jetzigen Reise, dass sich zahlreiche steirische Unternehmer in Zurückhaltung übten – zumindest wollte man unter keinen Umständen ins mediale Rampenlicht gezerrt werden. „Wir sondieren lediglich den Markt“, hieß es etwa bei AVL, M&R und anderen. Wegen der noch bestehenden Sanktionen sind jene Betriebe, die eng mit den Amerikanern zusammenarbeiten, übervorsichtig. Einige hatten sich in der Vergangenheit (etwa mit Fotos von Grundsteinlegungen) bereits die Finger verbrannt. Hält sich Teheran an die Vereinbarungen des in Wien geschlossenen Atomdeals, sollten im Frühjahr die Sanktionen fallen.
Gewaltiger Nachholbedarf
Große Hoffnungen in den iranischen Markt setzt auch der steirische Industrielle Hans Christof, Chef der weltweit agierenden, gleichnamigen Holding Christof Group. „Der Iran ist die größte Baustelle der Welt“, so Christof. Im Düngemittelsektor sei seine Holding bereits heute Marktführer im Iran, nun wolle man im Ölund Gasbereich ein Servicemodell