Kleine Zeitung Steiermark

Standard & Poor’s sieht Banken in Österreich als „instabil“an

Es drohten zwar keine Pleiten oder ähnliche Turbulenze­n, aber zu den ohnehin bekannten Problemen kämen jetzt noch weitere dazu.

- CLAUDIA HAASE

WIEN. Die Ratingagen­tur Standard & Poor’s sieht Österreich­s Banken in den nächsten Jahren durch noch weiter verschärft­en Wettbewerb, höhere Kapitalerf­ordernisse und niedrige Zinsen so unter Druck, dass sie die wirtschaft­liche Lage der Branche wörtlich als „instabil“einstuft. Das passiere selten, sagten die S&P-Ratingmana­ger Anna Lozmann und Markus Schmaus in Wien.

Zu den jüngsten Risiken (zusätzlich zu den bekannten Problemen) zählt die drohende Zwangskonv­ertierung von Fremdwähru­ngskredite­n in Ungarn, Polen und Kroatien. Der Rückzug aus Problemmär­kten in Osteuropa sorge zudem für noch mehr Konkurrenz auf dem ertragssch­wachen Heimmarkt.

Kritisch sieht Schmaus die Ertragsten­denz der österreich­ischen Banken speziell im Vergleich von 50 westeuropä­ischen Banken. „Die Erträge in Österreich waren immer schon schwach, aber woanders verbessern sie sich derzeit stärker, der Abstand vergrößert sich.“

Wohl gebe es Fortschrit­te, so Anna Lozmann, sie seien möglicherw­eise aber zu gering angesichts der künftig noch strengeren Kapitalerf­ordernisse und Kosten des regulatori­schen Aufwands. Was die EZB Österreich­s Banken vorschreib­t, ist noch offen. Von bis zu zwölf Prozent hartem Kernkapita­l ist die Rede.

Schmaus sieht die Last auch vor dem Hintergrun­d, dass Banken für neue Geschäftsm­odelle hohe Investitio­nskraft brauchen. Die Bankenabga­be – die höchste Europas – sei ein erschweren­der Faktor, Kapital anzusammel­n.

Mit „instabil“sei nicht gemeint, dass Pleiten oder ähnliche Turbulenze­n drohten, beteuert man bei S&P. Das Ausfallris­iko der untersucht­en Großbanken Unicredit Bank Austria, Erste, RZB, KA Finanz, OÖ Landesbank und Hypo Niederöste­rreich sei extrem gering. Lozmann: „Wir erwarten kein Drama. Aber Banken könnten gezwungen sein, zu schrumpfen und ihre Existenz zu überdenken.“

Erst Dienstag schrieb die USBank JP Morgan, sie sehe bei 13 von 35 europäisch­en Banken Kapitallüc­ken von 26 Milliarden Euro.

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