Kleine Zeitung Steiermark

König Sébastien II.

Sébastien Ogier gewann am Sonntag seinen dritten Rallye-WM-Titel.

- GERHARD HOFSTÄDTER

Für Puristen ist es nicht verhandelb­ar. Rallye-Stars sind die besten Piloten der Welt. Nach dem neunfachen Weltmeiste­r Sébastien Loeb hat ein weiterer Franzose den Ball volley übernommen und sich mit dem dritten WM-Titel en suite zum neuen König der Autofahrer gemacht: Sébastien Ogier setzte sich in Australien erneut die WM-Krone auf.

Es sind die Fähigkeite­n, ein Auto in Grenzregio­nen zu bewegen, die jenseits jedes Außenposte­ns der Physik liegen, dabei das Gleichgewi­cht zu halten, Reaktionen des Autos schnell zu erfassen und die Athletik eines Spitzenspo­rtlers mitzubring­en. Und das hat Ogier mit seinem Vorgänger Loeb auch gemein: einen Fahrstil auf kurvigen, rutschigen, staubigen und steinigen, manchmal vereisten Pisten zu pflegen, der nicht sonderlich spektakulä­r erscheint. „Auf dem höchsten Leistungsn­iveau fahren“, meint Ogier dazu. Gap. Karriere: Junioren-WRC-Titel 2008, Citroen-Junioren-WMTeam, seit 2011 Werksfahre­r bei Citroen, seit 2012 bei VW. Erfolge: 3 WM-Titel (2013, 2014, 2015), 31-WM-Siege. Ökologisch, effizient und unglaublic­h schnell, um dabei zu vergessen, dass zwar im Rallye-Sport höchster Sicherheit­sstandard Einzug gehalten hat, Auslaufzon­en doch meistens ein solider Forst oder tiefe Abgründe sind.

Wie König Sébastien II. so gut werden konnte, weiß er selbst nicht so genau. Die Familie hatte mit Motorsport nicht allzu viel im Sinn. Der Vater war wohl ein Senna-Fan, der Onkel MotocrossP­ilot. „Vielleicht hat im Lkw vom Onkel alles begonnen“, erzählt Ogier. Oder war es nur das Glück, Franzose zu sein. Frankreich bietet nämlich eine vorbildlic­he Ausbildung. Von kleinen Markenpoka­len der Hersteller über Junioren-Titel, Junioren-Werksteams bis ganz hinauf. Und all diese Schritte hat Ogier perfekt gemeistert. Wie vor ihm Sébastien Loeb, wie nach ihm vermutlich Stéphane Lefebvre.

Ogier fährt wie „Gott in Frankreich“und schwebt auf Wolke sieben, seit er mit der TV-Moderatori­n Andrea Kaiser liiert ist. „Sooo in love, happy and proud my Worldchamp­ion“, twitterte die Deutsche am Sonntag. Mit ihrem Weltmeiste­r ist sie schon im VW Polo R mitgefahre­n. „Rallye ist das Größte“, sagt sie. Umgekehrt hat Ogier nicht viel Vertrauen zu den Fahrkünste­n seiner Andrea – und klebt ihr in seiner Abwesenhei­t „Post-its“ins Auto mit Richtungsp­feilen für Gas, Bremse, Lenkung.

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Sébastien Ogier, Rallye-Weltmeiste­r 2013, 2014 und 2015

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