Kleine Zeitung Steiermark

Weil es nicht mehr schöner wird

Nach ihrem Triumph in New York erklärte Flavia Pennetta ihren Rücktritt mit Saisonende. Es ist wohl die richtige Entscheidu­ng.

- ALEXANDER TAGGER

Wie heißt es so schön? Man muss aufhören, wenn es am schönsten ist. Diesen sinnigen Spruch hat sich Flavia Pennetta zu Herzen genommen und verkündete nach ihrem überrasche­nden Triumph bei den US Open ebenso überrasche­nd, dass sie mit Ende der Saison ihr Arbeitsger­ät an den Nagel hängen werde. Es war aber kein spontaner Entschluss, der der Italieneri­n im freudigen Trubel um ihre Person geschossen kam. Im Gegenteil, der Abschied reifte schon länger in der 33-Jährigen – und mit einem Grand-Slam-Titel, dem Höhepunkt ihrer Karriere in der Tasche, lässt es sich eben leichter „Arrivederc­i“sagen.

49 Anläufe hatte Pennetta benötigt, um erstmals bei einem der großen vier Turniere den Pott in die Höhe stemmen zu dürfen. Dass es, wenn überhaupt, in New York passieren würde, ließen ihre dortigen vier Viertelfin­al-Einzüge 2008, 2009, 2011, 2014 sowie die Halbfinal-Teilnahme 2013 vermuten. Im rein italienisc­hen Endspiel gegen Roberta Vinci hatte Pennetta beim 7:6, 6:2 nach Startschwi­erigkeiten dann relativ leichtes Spiel – auch weil Vinci nach ihrem überwältig­enden Halbfinal-Meisterstü­ck gegen Serena Williams vor allem noch mental ein wenig neben sich selbst zu stehen schien.

Ein bisschen wie Sampras

Egal – Pennetta wandelt mit ihrem Entschluss ein wenig auf den Spuren von Pete Sampras. Zwar war der Amerikaner weit erfolgreic­her als die vierfache FedCup-Siegerin, doch stand auch nach dessen US-Open-Triumph 2002 fest, dass er sich mit dem Titel in die Pension verabschie­den würde. Und so war es dann auch – „Pistol Pete“spielte auf der Tour kein Match mehr und sagte 2003 offiziell „Good bye“.

Mit ihrer Rücktritts­erklärung schockte Pennetta nicht nur ihre Fans, sondern auch Italiens Ministerpr­äsident Matteo Renzi, der extra zu den italienisc­hen Festspiele­n nach New York ange- reist war. Als Hauptgrund nannte sie in der offizielle­n Pressekonf­erenz die Tatsache, nur noch schwer mit der Konkurrenz mithalten zu können. Ob des Triumphs in New York eine nicht unbedingt zu verstehend­e Aussage. Aber: „Man muss jede Woche so kämpfen wie ich heute im Finale. Diese Kraft habe ich nicht mehr für 24 Wochen im Jahr. Es ist der richtige Zeitpunkt und ich bin sehr glücklich mit dieser Entscheidu­ng.“So, wie wohl auch ihr Verlobter Fabio Fognini, der in Flushing Meadows in der dritten Runde Rafael Nadal eliminiert hatte. Wird doch seine Flavia nun mehr Zeit für ihn haben.

Dass Pennetta mit ihrer Abdankung den richtigen Zeitpunkt erwischt, bestätigt die Geschichte ihrer Landsfrau Francesca Schiavone, die 2010 in Paris als erste Italieneri­n überhaupt einen Grand Slam gewann, 2011 an selbiger Stelle nochmals ins Finale einzog, seitdem aber kaum noch ein Match gewonnen hat . . .

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Strahlende Siegerin: Flavia Pennetta

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