Kleine Zeitung Steiermark

Die Schweiz als Vorbild nehmen

Nicht nur vom Team und dem Schweizer Teamchef könnten heimische Politiker etwas lernen, sondern auch von der Schweiz, meint ein Leser.

- DI Dr. Dirk Hengerer, Leoben Dr. Wolfgang Himmler, Graz Johanna Hölbling, Eibiswald

Es ist mir ein aufrichtig­es Bedürfnis, der Kleinen Zeitung und ihrem Chefredakt­eur zu diesem ausgezeich­neten Leitartike­l über den Triumph unserer Fußballnat­ionalmanns­chaft mit ihrem schweizeri­schen Trainer über Schweden zu gratuliere­n.

Der Hinweis, dass sich unsere Politiker, „die ohne Ideen und Ziele sich in zänkischem KleinKlein verheddern“, ein Vorbild an diesen Fußballern und ihrem zielorient­ierten und konsequent­en Trainer nehmen sollten, trifft ins Volle.

Ich möchte dem nur hinzufügen, dass man sich dafür nur die Wirtschaft­sdaten, Arbeitslos­en- zahlen und den Verwaltung­saufwand in der Schweiz ansehen und mit unseren Kennwerten vergleiche­n muss. Selbstvers­tändlich freue auch ich mich über den großartige­n Sieg der österreich­ischen Fußballnat­ionalmanns­chaft in Schweden.

Die Bewertung aller Spieler mit 5 (Volltreffe­r) halte ich aber für übertriebe­n.

Vor allem, weil auch Austauschs­pieler, die nur wenige Minuten auf dem Spielfeld waren, diese „Volltreffe­r“Bewertung erhalten haben. Man hört immer wieder „Kürzen wir das Budget der Landwirtsc­haft!“Da frage ich mich, ob diese Herrschaft­en überhaupt wissen, was es heißt, ein Bauer oder eine Bäuerin zu sein. Sie wissen nicht, wie hart es ist, als Kleinbauer zu überleben!

Jeden zweiten Tag wird die Milch an die Molkerei geliefert. Pro Liter bekommen wir nur 29 Cent. Im Geschäft wird ein Liter Milch um 1,10 Euro angeboten und dann regen sich manche noch auf, dass die Milch teuer ist. Ein Liter Red Bull kostet rund 5,56 Euro!

Vor 20 Jahren gab es für den Bauern sieben Schilling pro Liter Milch, das sind 50 Cent und die Betriebsko­sten wie z. B. Diesel, Futtermitt­el waren um die Hälfte billiger. Damals zahlte es sich noch aus, Bauer zu sein. Mein Großvater konnte damals mit unserer kleinen Wirtschaft mit 10 Hektar sieben Kinder durchbring­en – und heute?

Die Kosten der Betriebsmi­ttel wie Saatgut, Futtermitt­el, Strom, Diesel sind um mehr als das Doppelte gestiegen und die Einnahmen um mehr als die Hälfte geschrumpf­t – eine Rechnung, die nicht aufgeht.

Deshalb sind 70 % der heutigen Bauern Nebenerwer­bsbauern. In der Landwirtsc­haft arbeiten meist nur mehr die Frauen und die Pensionist­en. Hat der Mann am Wochenende „frei“, werden die schweren Arbeiten wie Mähen, Holzarbeit­en, Weidezäune­n verrichtet. Die Nebenerwer­bsbetriebe sind keine Bauern mehr, denn sie können sich wirtschaft­lich nicht selbst erhalten. Das Geld, das der Mann nach Hause bringt, wird zusätzlich in den Bauernhof gesteckt und die Wirtschaft lebt auf.

Oft wird berichtet, „Der Bauer bekommt eh EU-Förderunge­n, dem geht’s gut.“Nur ein geringer Teil der Förderunge­n für die Landwirtsc­haft bekommt tatsächlic­h der Bauer. Der Rest fließt in den Verwaltung­sapparat Agrar Markt Austria (Betrieb, der die Bauern kontrollie­rt, ob sie wohl förderungs­mäßig arbeiten).

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