Die Schweiz als Vorbild nehmen
Nicht nur vom Team und dem Schweizer Teamchef könnten heimische Politiker etwas lernen, sondern auch von der Schweiz, meint ein Leser.
Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, der Kleinen Zeitung und ihrem Chefredakteur zu diesem ausgezeichneten Leitartikel über den Triumph unserer Fußballnationalmannschaft mit ihrem schweizerischen Trainer über Schweden zu gratulieren.
Der Hinweis, dass sich unsere Politiker, „die ohne Ideen und Ziele sich in zänkischem KleinKlein verheddern“, ein Vorbild an diesen Fußballern und ihrem zielorientierten und konsequenten Trainer nehmen sollten, trifft ins Volle.
Ich möchte dem nur hinzufügen, dass man sich dafür nur die Wirtschaftsdaten, Arbeitslosen- zahlen und den Verwaltungsaufwand in der Schweiz ansehen und mit unseren Kennwerten vergleichen muss. Selbstverständlich freue auch ich mich über den großartigen Sieg der österreichischen Fußballnationalmannschaft in Schweden.
Die Bewertung aller Spieler mit 5 (Volltreffer) halte ich aber für übertrieben.
Vor allem, weil auch Austauschspieler, die nur wenige Minuten auf dem Spielfeld waren, diese „Volltreffer“Bewertung erhalten haben. Man hört immer wieder „Kürzen wir das Budget der Landwirtschaft!“Da frage ich mich, ob diese Herrschaften überhaupt wissen, was es heißt, ein Bauer oder eine Bäuerin zu sein. Sie wissen nicht, wie hart es ist, als Kleinbauer zu überleben!
Jeden zweiten Tag wird die Milch an die Molkerei geliefert. Pro Liter bekommen wir nur 29 Cent. Im Geschäft wird ein Liter Milch um 1,10 Euro angeboten und dann regen sich manche noch auf, dass die Milch teuer ist. Ein Liter Red Bull kostet rund 5,56 Euro!
Vor 20 Jahren gab es für den Bauern sieben Schilling pro Liter Milch, das sind 50 Cent und die Betriebskosten wie z. B. Diesel, Futtermittel waren um die Hälfte billiger. Damals zahlte es sich noch aus, Bauer zu sein. Mein Großvater konnte damals mit unserer kleinen Wirtschaft mit 10 Hektar sieben Kinder durchbringen – und heute?
Die Kosten der Betriebsmittel wie Saatgut, Futtermittel, Strom, Diesel sind um mehr als das Doppelte gestiegen und die Einnahmen um mehr als die Hälfte geschrumpft – eine Rechnung, die nicht aufgeht.
Deshalb sind 70 % der heutigen Bauern Nebenerwerbsbauern. In der Landwirtschaft arbeiten meist nur mehr die Frauen und die Pensionisten. Hat der Mann am Wochenende „frei“, werden die schweren Arbeiten wie Mähen, Holzarbeiten, Weidezäunen verrichtet. Die Nebenerwerbsbetriebe sind keine Bauern mehr, denn sie können sich wirtschaftlich nicht selbst erhalten. Das Geld, das der Mann nach Hause bringt, wird zusätzlich in den Bauernhof gesteckt und die Wirtschaft lebt auf.
Oft wird berichtet, „Der Bauer bekommt eh EU-Förderungen, dem geht’s gut.“Nur ein geringer Teil der Förderungen für die Landwirtschaft bekommt tatsächlich der Bauer. Der Rest fließt in den Verwaltungsapparat Agrar Markt Austria (Betrieb, der die Bauern kontrolliert, ob sie wohl förderungsmäßig arbeiten).