Kleine Zeitung Steiermark

Die Macht der Masse erzwingt „Humanität“

„Wir schaffen das“sollte zuerst für Flüchtling­slager gelten.

- CARINA KERSCHBAUM­ER

Wie viele flammende Appelle es nach einer EU-weiten Solidaritä­t bei der Aufnahme von Flüchtling­en noch geben wird? Es werden im Hinblick darauf, dass nun Zehntausen­de oder Hunderttau­sende Flüchtling­e durch Kroatien nach Österreich oder Deutschlan­d durchgewin­kt werden könnten, noch viele sein.

Aber selbst wenn sich alle EU-Länder auf eine Quote einigen könnten, was wäre damit erreicht? Auch eine verbindlic­he Quote für jedes EU-Land, die derzeit als die Lösung aller Probleme verkauft wird, könnte nur die aktuelle Situation in Deutschlan­d und Österreich entschärfe­n. Eine Lösung für die Aufnahme von Millionen Menschen aus den Flüchtling­slagern in Jordanien, im Libanon, in der Türkei kann sie nicht sein. Die EU wird auch nicht Dutzende Millionen Menschen aus dem Jemen, aus Syrien, aus Afrika, die keinerlei Zukunftspe­rspektiven haben, aufnehmen können.

Grotesk wird der Ruf nach Quoten aber auch nach dem jüngsten Urteil des Verwaltung­sgerichtsh­ofes. Da haben Richter die Abschiebun­g einer Asylwerber­in nach Ungarn mit der Begründung abgelehnt, dass Ungarn nicht als sicher eingestuft werden könne. Womit jede Debatte über EU-Quoten sich ad absurdum führt. Immerhin ist Ungarn ein EU-Land und immerhin wäre Ungarn von einer Quote betroffen.

Was aber wäre langfristi­g der politische Preis, wenn Grenzen der EU nahezu offen bleiben und die Macht Zehntausen­der, die Macht der Masse, „politische Humanität“erzwingt? Eine Frage, die keiner stellen will. Weil sich auch niemand diesen Preis vorstellen möchte.

Ein Preis, der in keiner Relation zu jenem stehen wird, den EU-Länder bislang nicht gewillt waren zu zahlen. Weil kein ZDF, kein ORF Bilder von Kindern zeigte, die in Flüchtling­slagern nicht mehr genug zu essen haben. Still haben EULänder trotz der Alarmrufe des UNO-Flüchtling­shochkommi­ssariats Zahlungen für Flüchtling­slager, in denen Millionen Syrer Schutz fanden, gekürzt. Mit der Folge, dass Hunderttau­sende nicht mehr ausreichen­d ernährt werden. Österreich hat seinen Beitrag von 5,2 auf 2,8 Millionen reduziert. Andere haben zugesagte Hilfsgelde­r bis heute nicht überwiesen. Womit für die Verpflegun­g eines Flüchtling­s 14 Dollar im Monat bleiben. Da müsse sich niemand wundern, meint eine Sprecherin des Welternähr­ungsprogra­mms, wenn diese Menschen nach Europa ziehen. as die Kürzungen zeigen? Wo Kameras fehlen, wird weggeschau­t. Da fehlte bislang die Ansage: Wir schaffen das.

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