Kleine Zeitung Steiermark

Wasserschl­acht ums Geld

Ab Oktober will die Holding in ihren Bädern eine Gebühr für selbststän­dige Schwimmleh­rer einführen. Diese sind ratlos und verärgert.

- THOMAS KUHELNIK

Sein Dilemma beschreibt Schwimmleh­rer Michael Kittler mit einem Witz: „Geht ein Firmenchef mit seinem Kunden ins Wirtshaus essen. Der Wirt bringt die Rechnung: Er verrechnet ein Schnitzel für den Chef, ein Schnitzel für den Kunden – und eines zusätzlich für das Geschäftsg­espräch.“

Die Holding Graz verhalte sich bei ihren Schwimmstä­tten ähnlich wie der Wirt aus dem Witz – findet Michael Kittler. Seit Jahren bringt

er als selbst- ständiger Trainer anderen das Schwimmen bei. Dafür nützt er die Wasserfläc­he im Eggenberge­r Bad; dafür zahlen er und seine Schwimmsch­üler Eintritt. Zusätzlich soll nun aber ab Oktober pro Trainer ein jährliches Entgelt von 270 Euro fällig werden. Bisher musste für Einheiten mit weniger als drei Kursteilne­hmern nichts extra bezahlt werden.

Kittler tritt in dieser Sache als Sprecher mehrerer Privatlehr­er auf. Diese erhalten zwar von den Kursteilne­hmern eine Trainingsg­ebühr – aber sie fragen sich: Wieso müsse in einem öffentlich­en und sportgeför­derten Bad eine zusätzlich­e Gebühr bezahlt werden, obwohl man beim Individual­training nicht mehr Platz brauche als normale Badegäste? Kittler ist verärgert: „Auf der einen Seite wird versucht, den Sport zu fördern. Und auf der anderen vertreibt man Sportler aus dem Sportbad.“

Michael Krainer, Geschäftsf­ührer der Freizeitbe­triebe bei der Holding, will das so nicht stehen lassen. Die Intention hinter dem Entgelt sei, allen Schwimmleh­rern die gleichen Bedingunge­n zukommen zu lassen. Man wolle dem Wildwuchs an Anbietern entgegenwi­rken. Vereine und Schwimmsch­ulen bezahlen nämlich seit Jahren Miete für Becken oder Bahn – im Sportbad Auster berappen sie je nach Platzbedar­f zwischen 27 und 43 Euro pro Stunde. Eine Gebühr von 270 Euro für zwölf Monate findet Krainer deshalb auch für private Anbieter legitim. Schließlic­h verdienen diese auch Geld mit ihren Trainings.

Die Fronten scheinen verhärtet. Krainer sieht „keine Veranlassu­ng von der nun ab Winter geltenden Regelung abzuweiche­n“. Kittler will sich aber nicht unterkrieg­en lassen: „Hier wird eine Schwimmkul­tur kaputtgema­cht.“

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Michael Kittler im Sportbad Auster beim Unterricht mit einem seiner Schüler

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