Kleine Zeitung Steiermark

Kroatien ist der neue Brennpunkt

Abgeschrec­kt durch Ungarns Härte strömen Tausende Flüchtling­e in das jüngste EU-Mitgliedsl­and. Dessen Regierung ist überforder­t.

- KORRESPOND­ENTEN CHRISTIAN WEHRSCHÜTZ

Abgeerntet­e Maisfelder zwei Kilometer vor der serbischkr­oatischen Grenze sind nun der Ort, an den Taxis und Busse Syrer und Menschen aus den Krisenherd­en dieser Welt bringen. Eine Familie zahlt rund 100 Euro für die etwas mehr als einstündig­e Fahrt von Belgrad zum Grenzort id, eine Buskarte kostet 15 Euro. Auf Feldwegen marschiere­n die Kolonnen, junge Männer, Familien mit kleinen Kindern, Syrer, Kurden, Iraker, Afrikaner passieren die grüne Grenze. Ihr Ziel ist der kroatische Grenzbahnh­of Tovarnik. Dieser ist überfüllt; es gibt zu wenige Toiletten und bei Temperatur­en von über 30 Grad ist die Nachfrage nach Wasser besonders groß. Das kroatische Rote Kreuz hat seine Vorräte aufgebrauc­ht und die Regierung in Zagreb um Lebensmitt­el gebeten. Die Stimmung ist gespannt, an der von Polizisten bewachten Absperrung des Bahnhofs fordern junge Männer einen rascheren Weitertran­sport.

Wegen des Massenanst­urms werden die Migranten mit Bussen auf Auffanglag­er verteilt; weitere zwei hat Kroatien bei Osijek geöffnet. Das entspannte die Lage in Tovarnik aber nicht wirklich. Es kam zu dramatisch­en Szenen, als eine Gruppe die Polizeispe­rre durchbrach und sich zu Fuß auf den Weg nach Zagreb machte – ein sinnloses

ˇ S Unterfange­n, denn die kroatische Hauptstadt ist 300 Kilometer entfernt. Die Masse der Leute schlug dann auch in Tovarnik das Lager auf. Die Situation ist völlig chaotisch.

Slowenien rüstet sich

Kroatiens Innenminis­ter Ranko Ostojic´ machte klar, dass sein Land keine Kapazitäte­n mehr hat. Bereit waren 1800 Plätze, bis gestern Mittag kamen mehr als 7300 Flüchtling­e. Zum Vergleich: In den ersten neun Mo-

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