Diese Frau ist Spitze!
Emma de Ro organisiert zum zweiten Mal das Festival für textile Kunst.
FREITAG,
W18. SEPTEMBER 2015, SEITE 19 er in der Steiermark Spitze sagt, meint Emma de Ro. Die pensionierte Handarbeitslehrerin ist ausgewiesene Expertin für die Technik des Klöppelns, bei der mittels Fäden und Spulen durch Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen oder Verschlingen Spitze handgefertigt wird. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen: eines für Wein und eines für Spitze“, sagt die 74Jährige und lacht dabei ins Telefon, dass einem beim Zuhören wohlig warm ums Herz wird. Praktisch, dass sie ihre Leidenschaften 28 Jahre lang als Fachlehrerin an der Weinbauschule Silberberg verknüpfen konnte.
Vom Klöppel-Virus angesteckt wurde die Grazerin in Brüssel, wo sie von 1965 bis 1974 lebte, um ihrem Mann und seinem Jobangebot zu folgen. Es brauchte Jahre, bis sie die schwierige Technik ist, zeigt noch bis Sonntag das zweite internationale Festival der Textilen Kunst unter der Leitung von Emma de Ro im Schloss St. Martin. Die Attraktionen: die Sonderausstellung „Der gedeckte Tisch im 21. Jahrhundert“, Werke chinesischer Bergvölker aus der Sammlung von Hanns Schell vom Schlüsselmuseum sowie eine tägliche Fashion-Show.
„Es sind 18 Länder vertreten“, erklärt de Ro stolz. Gestern Abend wurde auch das Buch „Grazer Spitze“(Stocker-Verlag) präsentiert, das ihre Interpretationen von 100 Jahre alten Entwürfen aus Graz zeigt, die sie weiterentwickelt hat.
Denn: „Man muss auch mit der Zeit gehen“, sagt sie – und anders als bei den alten Motiven strotzen ihre Modelle nicht nur vor Feinheit, sondern auch vor Farbe. Zu Hause habe sie viel Spitze aufgelegt. Weil: „Ich bin halt eine Kunst-Madame.“