Kleine Zeitung Steiermark

EU-Kommission gegen Bargeld-Abschaffun­g

Finanzmark­tkommissar Jonathan Hill betont, dass es keine Debatte zu dem Thema gebe.

- WOLFGANG FERCHER

te vorerst aber das bisherige Zinsniveau in der Spanne von 0 bis 0,25 Prozent für weiterhin angemessen.

Die US-Geldpoliti­k ist für die gesamte Weltwirtsc­haft von hoher Bedeutung. Höhere USZinsen würden Finanzkapi­tal aus dem Ausland anlocken und den Dollar stärken.

In Österreich stößt das Verharren auf dem Zinstief auf Verwunderu­ng – so zumindest beim Chefanalys­ten von Raiffeisen Research, Peter Brezinsche­k. „Dass sich die US-Notenbank offenbar nach Entwicklun­gen in Schwellenl­ändern richtet, ist doch einigermaß­en überrasche­nd“, sagt der Chefanalys­t zur Kleinen Zeitung. Und weiter: „Wäre ich ein US-Notenbanke­r, dann hätte ich für eine Zinserhöhu­ng gestimmt. Denn die Arbeitslos­igkeit sinkt, die Wirtschaft läuft gut – wann, wenn nicht jetzt, sollte man zu höheren Zinsen zurückkehr­en?“Das Thema sei jetzt nicht vom Tisch, sondern werde bis zur nächsten Fed-Zinssitzun­g im Dezember weiter herumgeist­ern. Eine Gefahr bestehe nun darin, dass Anleger höhere langfristi­ge Kapitalmar­ktsätze verlangen und dass sich in den USA Inflations­erwartunge­n aufbauen. Leitartike­l Seite 12 Analyst Peter Brezinsche­k BRÜSSEL. Bargeld sei ein „Anachronis­mus“, war von renommiert­en Ökonomen in den vergangene­n Monaten immer wieder zu hören. Sie sprechen sich für einen bargeldlos­en Zahlungsve­rkehr aus. Dies sei ein Schritt gegen Geldwäsche und Kriminalit­ät und würde die Wirtschaft ankurbeln. Daten- und Konsumente­nschützer halten von der Idee nichts und befürchten die totale Überwachun­g. Selbst Bankenvert­reter zeigen sich skeptisch: „Damit würde man wieder ein Stück Freiheit des Bürgers einschränk­en“, meint etwa Herta Stockbauer, Vorstandsc­hefin der BKS Bank. Auch ein vermeintli­ches Geheimpapi­er der EU, in dem eine Abschaffun­g von Bargeld im Jahr 2018 avisiert werden soll, wurde kolportier­t.

Der österreich­ische EU-Abgeordnet­e Othmar Karas (ÖVP) wollte deshalb in einer Anfrage an die EU-Kommission wissen, ob es eine ernsthafte Debatte zu diesem Thema gebe oder etwa Überlegung­en, Barzahlung­en auf 500 Euro zu begrenzen. Die Antwort von EU-Finanzmark­tkommissar Jonathan Hill, die seit Donnerstag vorliegt, fällt knapp, aber recht eindeutig aus: „Das Volumen von Barzahlung­en verringert sich aufgrund von Innovation­en im Bereich der Zahlungssy­steme und Veränderun­gen der Kundengewo­hnheiten. Dennoch ist die Bargeldnut­zung nach wie vor weitverbre­itet, insbesonde­re bei kleinen Beträgen“, heißt es in der Anfragebea­ntwortung. „Die Kommission ist an keiner Debatte über die Abschaffun­g von Bargeld oder die Begrenzung von Barzahlung­en auf ein bestimmtes Maximum beteiligt“, hält Hill fest.

Karas freut sich über die Klarstellu­ng: „Es gibt keine Pläne, Bargeld abzuschaff­en. Und wenn es solche Pläne gäbe, wäre das EU-Parlament dagegen“, sagt Karas zur Kleinen Zeitung. Laut Umfragen spricht sich eine Mehrheit der Österreich­er gegen eine Abschaffun­g von Bargeld aus.

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wurde überrasche­nd beschlosse­n, die Leitzinsen nicht zu verändern
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„Wir sind an keiner Debatte über die Abschaffun­g von Bargeld beteiligt“, sagt EU-Kommissar Jonathan Hill
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