Das kurze deutsche Sommermärchen
Es geht mit den Flüchtlingen nicht über Nacht – so wie mit der Energiewende.
Diesmal dauerte das Sommermärchen nur eine Woche. Es begann mit dem Satz der Kanzlerin „Wir schaffen das!“und endete mit der Erklärung des Innenministers, Deutschland sehe sich gezwungen, wieder Grenzkontrollen einzuführen, vorübergehend natürlich und in Übereinstim- Energien abgeschlossen sein. Schon 2020 würde eine Million Elektroautos in Betrieb sein, mitsamt der dafür nötigen Infrastruktur. Wie lange es aber dauern würde, die nach Deutschland strömenden „Schutzsuchenden“mit dem Notwendigsten zu versorgen, mochte niemand vorhersagen, denn dabei handelte es sich um „work in progress“. Da kam das Prinzip Hoffnung zum Zuge. „Wir schaffen das!“, denn: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.“as aber, wenn es am notwendigen Willen mangelt? So gab Thomas de Maizière das Ergebnis eines Krisengipfels der EU-Innenminister bekannt, bei dem es um die „gerechte Verteilung“von 160.000 Flüchtlingen ging. Er sagte: „Wir haben noch nicht die Festlegung auf die Quoten erreicht. Das werden wir wohl erst beschließen bei der nächsten Ratssitzung am 8. Oktober. Ich fand nur wichtig, die Übereinstimmung zur Verteilung heute mit nach Hause zu bringen und nicht durch eine Festlegung auf die Quote diese Grundeinigung vielleicht sogar zu gefährden.“Im Klartext: Man hat nichts erreicht. Man hat sich nur unterhalten und will die Unterhaltung fortsetzen. Alles anderes wäre zu riskant gewesen. Henryk M. Broder ist Kolumnist der „Welt“und „Weltwoche“
W