Kleine Zeitung Steiermark

Das kurze deutsche Sommermärc­hen

Es geht mit den Flüchtling­en nicht über Nacht – so wie mit der Energiewen­de.

- HENRYK M. BRODER BRIEF AUS DEUTSCHLAN­D

Diesmal dauerte das Sommermärc­hen nur eine Woche. Es begann mit dem Satz der Kanzlerin „Wir schaffen das!“und endete mit der Erklärung des Innenminis­ters, Deutschlan­d sehe sich gezwungen, wieder Grenzkontr­ollen einzuführe­n, vorübergeh­end natürlich und in Übereinsti­m- Energien abgeschlos­sen sein. Schon 2020 würde eine Million Elektroaut­os in Betrieb sein, mitsamt der dafür nötigen Infrastruk­tur. Wie lange es aber dauern würde, die nach Deutschlan­d strömenden „Schutzsuch­enden“mit dem Notwendigs­ten zu versorgen, mochte niemand vorhersage­n, denn dabei handelte es sich um „work in progress“. Da kam das Prinzip Hoffnung zum Zuge. „Wir schaffen das!“, denn: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.“as aber, wenn es am notwendige­n Willen mangelt? So gab Thomas de Maizière das Ergebnis eines Krisengipf­els der EU-Innenminis­ter bekannt, bei dem es um die „gerechte Verteilung“von 160.000 Flüchtling­en ging. Er sagte: „Wir haben noch nicht die Festlegung auf die Quoten erreicht. Das werden wir wohl erst beschließe­n bei der nächsten Ratssitzun­g am 8. Oktober. Ich fand nur wichtig, die Übereinsti­mmung zur Verteilung heute mit nach Hause zu bringen und nicht durch eine Festlegung auf die Quote diese Grundeinig­ung vielleicht sogar zu gefährden.“Im Klartext: Man hat nichts erreicht. Man hat sich nur unterhalte­n und will die Unterhaltu­ng fortsetzen. Alles anderes wäre zu riskant gewesen. Henryk M. Broder ist Kolumnist der „Welt“und „Weltwoche“

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