Spezialist für schwierige Charaktere
„45 Years“ist ein weiterer Höhepunkt in Tom Courtenays Karriere.
Als Schauspielstudent fiel er in London dem Finnen Caspar Wrede auf. Als der für seinen Film „Private Potter“einen Hauptdarsteller suchte, erinnerte er sich an Tom Courtenay. Der so 1962 in seinem ersten Film zur Haupt- und Titelrolle kam. Seine Leistung in der Geschichte vom Gefreiten, der behauptet, dass ihm Gott erschienen sei, beeindruckte wiederum Regisseur Tony Richardson.
In „Die Einsamkeit des Langstreckenläufers“, Richardsons Schlüsselwerk des britischen Free Cinema, brillierte Courtenay im erwähnten Jahr erneut, im Jahr darauf in John Schlesingers „Billy Liar“, 1964 in Joseph Loseys „King & Country“. 1965 besetzte ihn David Lean in „Doktor Schiwago“. Courtenays Verkörperung des idealistischen Studenten Pasha Antipov, der zum fanatischen Revolutionär Strelnikov mutiert, brachte eine Oscar-No- len Zeitgenossen wie Alan Ayckbourn, Tom Stoppard, Yasmina Reza und Michael Frayn.
In den vergangenen Jahren war Courtenay, seit 2001 Sir Thomas, in Dustin Hoffmans Regiedebüt „Quartett“zu sehen und in der Verfilmung von Pascal Merciers Bestseller „Nachtzug nach Lissabon“. Anfang 2016 wird „Dad’s Army“in die Kinos kommen, eine Komödie nach einer im Zweiten Weltkrieg angesiedelten BBC-Fernsehserie.
Der Schauspieler ist seit 1988 in zweiter Ehe mit der Theatermanagerin Isabel Crossley verheiratet. 2000 erschienen seine Memoiren „Dear Tom: Letters from Home“. Zentrum des auch von der Kritik gelobten Werks ist der Briefwechsel mit seiner Mutter, die den Sohn ermutigte, seinen Weg zu gehen. Interview mit Charlotte Rampling, Courtenays Partnerin in „ 45 Years“, morgen in der Beilage „ Sonntag“)