Geheime Pläne für Sportstadt Graz
Holding-Graz prüft Liebenau- und Weinzödl-Übernahme. Und: warum Grazer Traditionsvereine unzufrieden sind.
SAMSTAG, 19. SEPTEMBER 2015, SEITE 33
Es wäre ein Umbruch in der Sportszene der Stadt: Die Graz Holding prüft derzeit Konzepte, wie sie die wichtigsten und größten Sportstätten im Raum Graz unter einem Managementdach vereint.
Neben den ohnehin im Holding-Portfolio integrierten Sportstätten (Bäder wie die Auster, der Schöckl etc.) sollen auch die UPC-Arena und die Eishalle Liebenau sowie das Trainingszentrum Weinzödl unter ein gemeinsames Managementdach kommen.
Natürlich gibt es Hindernisse und Befindlichkeiten, der Liebenauer Komplex (die Stadt übernimmt jährlich 1,2 Millionen Euro Abgang) müsste zuerst aus der Messe-Verantwortung herausgelöst werden. Auch politisch ist die Sache alles andere als fix.
Insider erklären, dass vor allem die möglichen Vorteile einer gemeinsamen Verwaltung und Vermarktung sowie eines gemeinsamen, kostensparenden Einkaufsmanagements die Idee vorantrei- ben. Ein anderer Mitgrund könnte jedoch auch sein, dass in einigen Bereichen der Haussegen zwischen Sportvereinen und den Verwaltern einiger Sportstätten (Liebenauer Komplex, Weinzödl) – schiefhängt.
Unmut der Sportvereine
Etwa bei den 99ers. Die Eishockey-Cracks leiden vor allem im Nachwuchsbereich unter hohen Mieten. „In anderen Städten sind Eiszeiten für den Nachwuchs kostenlos, in Graz zahlen wir 170 Euro netto pro Stunde – und wir haben 200 Jugendliche mit zehn Mannschaften, die mehrmals in der Woche trainieren. Das muss man sich einmal vorstellen“, ätzt 99ers-Präsident Jochen PildnerSteinburg. Und: „Wir zahlen sogar Miete für Bohrmaschinen, die wir vor jedem Spiel brauchen, um die Tore zu fixieren. So artet das aus.“
Auch für den GAK ist die Ära Weinzödl – abseits vom anhaltenden sportlichen Erfolsglauf – eine finanzielle Herausforderung. „Wir zahlen allein für den Nachwuchs weit über 100.000 Euro pro Jahr an Platzmiete, müssen für jeden aufgetriebenen Sponsor einen Obolus an die Stadt abliefern“, stellt Harald Rannegger, Obmann der Rotjacken, fest.
Ein offenes Geheimnis ist auch, dass der GAK nicht zuletzt deshalb nach einer neuen Bleibe schielt. Ein 38.000 m2 großes Grundstück nördlich des Trainingszentrums würde gefallen. „Wichtiger wäre uns aber der längst fällige runde Tische mit allen Grazer Sportvereinen und der Stadt“, so Rannegger. Denn: „Wir wissen, wie es kleinen Klubs geht, wie sie sich im Stich gelassen fühlen von der Stadt.“
Aus dem Büro von Sportstadtrat Kurt Hohensinner heißt es dazu: „Mit Vertretern angloamerikanischer Sportarten gab es bereits Gespräche, mit den Fußballern sitzen wir noch heuer an einem Tisch.“
Im Übrigen zeigt man sich irritiert ob der Kritik, werde doch das Grazer Sport-Förderungsmodell vielerorts kopiert. Und Vereine wie die 99ers würden auch über Stadtbetriebe unterstützt. So schlecht könne es also nicht sein.
Übrigens: Mit dem Land laufen Gespräche über den Einstieg für die Förderung im Jugendleistungssport.