Niemals aufgeben!
Ein Lkw fährt durchs Land, in dem ein Fahrer sitzt. Hinter ihm zehn weitere ohne Fahrer, die aus dem vordersten Lkw digital gesteuert werden. Das ist eines der Beispiele, mit denen Hannes Androsch die kommende Industrie 4.0 erklärt. Sind wir dafür gerüstet?, fragt er und gibt auch gleich die Antwort: Nein, wir sind es nicht.
In der vorigen Woche hat Hannes Androsch seine Autobiografie präsentiert: „Niemals aufgeben. Lebensbilanz und Ausblick. Aufgezeichnet von Peter Pelinka.“„Niemals aufgeben“ist in der Tat programmatisch für Androsch angesichts der Triumphe und Abstürze, die er in seinem bewegten Leben erfahren hat, und angesichts dessen, wie er sich hochgerappelt hat, wenn er am Boden lag. Heute genießt er ein Ansehen im Land, wie er es so unbestritten davor nie hatte.
Ein Kapitel im Buch heißt: „Der Citoyen“. Das ist der Bürger, der sich einmischt, kritisch, unabhängig, den Idealen der Aufklärung verpflichtet. In diesem Sinne hat der Citoyen Androsch schon mehrmals in Österreich eingegriffen, am allerwichtigsten mit dem Bildungsvolksbegehren 2011. Androsch weist zu Recht darauf hin, dass damit Bildung endlich zum öffentlichen Thema geworden und bis heute geblieben ist. So gesehen ein Erfolg im Sinne der Aufklärung. Andererseits: Die Regierung, seit dem Volksbegehren unter Zugzwang, murkst bis heute an den Bildungsfragen herum, ohne viel zu erreichen, – und wird deswegen von Androsch immer wieder öffentlich ermahnt.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Hannes Androsch vor einigen Jahren, in dem er gefragt hat, ob Österreich überhaupt noch reformierbar sei. Die Antwort blieb offen und ist es heute noch – allein schon angesichts unseres skurrilen Föderalismus. Nicht nur Androsch weist darauf hin, das Land könne es sich nicht länger leisten, dass die Landeshauptleute mit der Regierung Schlitten fahren und der Schwanz mit dem Hund wedelt. Bis jetzt vergebens. ber egal, ob das Land noch reformierbar ist, Androsch kämpft weiter. Bildung, Wissenschaft und Forschung sind sein Thema. Anton Zeilinger, Präsident der Akademie der Wissenschaften, hat sich öffentlich bei Androsch für sein unermüdliches Engagement bedankt. Sein neues Thema ist die im Zuge der digitalen Revolution kommende Industrie 4.0, deren Auswirkungen Androsch eindringlich schildert – einem Wanderprediger gleich, der durchs Land zieht und ruft: „Begreift die Botschaft! Sonst wird es euch schlimm ergehen.“Es gibt auch viele, die zuhören und verstehen, dass hier eine Botschaft von morgen verkündet wird, während die Regierenden leider mit dem Heute überfordert sind. Gerade deswegen ist Hannes Androsch so wichtig geworden. Österreich braucht ihn. Peter Huemer lebt als Autor in Wien
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