Träume in Schwarz-Weiß und Farbe
Alfred Kubin und Lyonel Feininger waren von 1912 bis 1919 Brieffreunde. Ihr Schaffen jener Jahre vergleicht nun eine Ausstellung.
komplett abgedruckt sind, viele gemeinsame Interessen und Ansichten. Was mit „Sehr geehrter Herr College“(Kubin) und „Hochverehrter Herr Kollege!“(Feininger) beginnt, endet mit „Mein lieber guter Feininger“und „Mein lieber Bruder Kubin!“. Bach und Buxtehude, Dostojewski und Poe, Kandinsky und Klee sind einige der Namen, die in der Korrespondenz auftau- chen. Meist im Zusammenhang mit Überlegungen zu Kunst und Künstlertum. Aspekte des alltäglichen (Familien-)Lebens fehlen nicht, Klagen über körperliche Gebrechen ohnedies in (fast) keiner Mitteilung des passionierten Briefschreibers Kubin (auch an andere Empfänger).
Die Schau selbst, eine Koproduktion mit den Internationalen Tagen Ingelheim, ist durchaus ein Kontrastprogramm. Auch wenn Feininger und Kubin immer wieder ähnliche Motive verarbeiten, sind ihre Werke letztlich in eine andere Aura gehüllt. Die durchaus mit den Persönlichkeiten ihrer Schöpfer korreliert: hier der von Ängsten geplagte, im abgeschiedenen Zwickledt werkende Grübler Kubin, auf der anderen Seite der weltmännische Großstädter und Gesellschaftsmensch Feininger. Der dem etwas Jüngeren freilich recht gibt, wenn dieser die Ernsthaftigkeit der Kunstproduktion betont, auf die „vertiefte Einsicht in das Wesen der Zeichnung“pocht. Feininger an Kubin: „Wie schädlich ist doch das öffentliche Treiben unserer 20- und 30-jährigen Begabungen! Es wird so viel Unheil angerichtet damit.“
Vertiefte Einsichten in das Wesen der Zeichnung ermöglichen beider Künstler Arbeiten. Feininger und Kubin. Bis 10. Jänner. Albertina Wien. albertina. at Alfred Kubin und seine Sammlung. Landesgalerie Linz. 22. Oktober bis 14. Februar. landesmuseum. at