Vom allzu freien Lauf der Fantasie
Augusto Cruz liebt Horrorfilme und noch mehr.
Es geht rund in Augusto Cruz’ Romandebüt. Der 45-jährige Mexikaner legt mit „Um Mitternacht“eine „pulp fiction“vor, die von der Liebe des Autors zum klassischen Horrorfilm zeugt, aber darüber hinaus viele Genrefäden aufnimmt und daraus lustvoll abenteuerliches Garn spinnt. Augusto Cruz. Um Mitternacht. Suhrkamp, 394 Seiten, 23,60 Euro.
Ausgangspunkt ist die Suche nach Tod Brownings verschollenem Film „London after Midnight“von 1927 mit Lon Chaney. Der Ich-Erzähler ist ein Ex-FBIAgent, der sein Handwerk bei J. Edgar Hoover persönlich gelernt hat, das ironisierte Klischee des archetypischen Schnüfflers. Nicht nur Hoover, auch andere reale Figuren lässt Cruz auftreten. Etwa Forrest J. Ackerman alias „Mr. Science Fiction“, eine nicht unwesentliche Rolle spielt der schottische Exzentriker Edward James.
Cruz lässt seiner aus, wie gesagt, vielen Quellen gespeisten Fantasie freien, manchmal zu freien Lauf. Dem streckenweise vergnüglichen Werk fehlt es letztlich an jener Substanz, die aus opulentem Fabulieren Literatur macht.