Kleine Zeitung Steiermark

„Problem hat sich nicht geändert“

Attac-Mitbegründ­erin Alexandra Strickner kann den neuen Vorschläge­n der EU-Handelskom­missarin Malmström, Handelsger­ichte zu installier­en, wenig abgewinnen.

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Handelskom­missarin Cecilia Malmström schlägt im Handelsabk­ommen TTIP statt der umstritten­en privaten Schiedsger­ichte ein internatio­nales Handelsger­icht vor. Was halten Sie davon? ALEXANDRA STRICKNER: Am Kern des Problems, nämlich, dass global agierende Konzerne Staaten klagen können, ändert sich nichts. Egal, ob über Schieds- oder Handelsger­ichte, es schafft extreme Ungleichge­wichte zwischen jenen Konzernen, die das nutzen können, und dem Großteil der anderen, die nicht global agieren.

Warum sollen sich Unternehme­n nicht wehren können? STRICKNER: Der Unterschie­d ist, ob dieses Recht in bestehende­n Rechtssyst­emen oder in einem eigenen wahrgenomm­en wird. Im fast fertigen CETA-Abkommen der EU mit Kanada sollen Konzerne sogar klagen dürfen, wenn sich Erwartunge­n nicht erfüllen. Als in Kanada massiver Protest der Bevölkerun­g und ein Moratorium ein Strickner befürchtet extreme Ungleichge­wichte Schieferga­sprojekt kippten, wurde die Regierung geklagt. Regierunge­n werden inzwischen dauernd auf Umwelt- und Gesundheit­sgesetze geklagt. Da passieren indirekte Enteignung­en, ein riesiger Machttrans­fer und unglaublic­he Einschränk­ungen der Demokratie.

Vor dem Malmström-Vorschlag war es sehr ruhig um TTIP. Ist den Gegnern die Luft ausgegange­n? STRICKNER: Überhaupt nicht. Es war einfach Sommerpaus­e. Am 10. Ok- tober gibt es den nächsten großen, globalen Aktionstag, zu dem in Deutschlan­d mehr als 50.000 Menschen erwartet werden. Auch in Österreich wird es Aktionen geben.

Europa hat gerade ganz andere Probleme. Angesichts der Herausford­erungen, die damit verbunden sind: Bräuchte die EU nicht dringend Wachstumsi­mpulse, etwa durch vereinfach­ten Handel? STRICKNER: Von TTIP wird kein Impuls kommen. Studien, die die Kommission selber in Auftrag gegeben hat, zeigen, dass sich die Wachstumsi­mpulse im 0,0-Prozent-Bereich bewegen. Auch in der nordamerik­anischen Freihandel­szone sind Wachstums- und Arbeitspla­tzversprec­hen der Politik nicht eingetroff­en.

Großkalibr­ige politische TTIPGegner sucht man mit der Lupe. STRICKNER: Es gibt viele Prominente, auch große Handelsunt­ernehmen, die gegen TTIP sind. Drei Millionen Menschen in der EU un-

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